Nordkorea, Iran, Syrien, Somalia und Libyen sind Schurkenstaaten. »Unrechtsstaaten«, in denen böse Diktatoren ihre Bevölkerungen tyrannisieren. Wir, d.h. Europa und die USA, haben und leben die Menschenrechte. Wir, also der sog. »Westen« befürworten die Demokratie, Bürgerrechte und Meinungsfreiheit. Wir sind die Guten und sie die Bösen. So oder so ähnlich wird es uns tagtäglich durch Medien, Politik, Wissenschaft und dem Stammtisch eingeimpft. Bei genauerer Betrachtung jedoch, ist der sog. »Westen« nicht minder eine Schurkenregion.
Angriffskriege
Der Westen hat in den letzten 15 Jahren eine Reihe von Angriffskriegen geführt ohne das Völkerrecht zu beachten. Das allgemeine Gewaltverbot und die Anerkennung der Gleichrangigkeit der Völker wurde schlichtweg missachtet. Zwar wurde stets vorgegeben, man wolle die Welt nur von einem Unrechtsregime, im Namen einer »humanitären Intervention« befreien, die Souveränität des jeweiligen Landes wurde jedoch mit Bomben zertreten: 1998: Kosovo, 2001: Afghanistan, 2003: Irak, 2011: Libyen. Tausende unschuldige Menschen verloren dabei ihr Leben. In der NATO-Sprache sind sie »Kollateralschäden«. Notwendige Opfer, um das Böse aus der Welt zu tilgen.
Guantanamo
Im US-Gefangenenlager Guantanamo werden sog. »Kombattanten«, also Menschen denen das Recht der Genfer Konvention und ein Anwalt abgesprochen werden, auf unbestimmte Zeit festgehalten, gefoltert und misshandelt. Zurzeit sind 171 Männer aus mehr als 20 Ländern in Guantanamo inhaftiert. Weltweit empören sich Menschenrechtsgruppen und Bürgerbewegungen dagegen, US-Präsident und Friedensnobelpreisträger (Warum eigentlich?) Barack Obama hatte in seinem Wahlkampf versprochen, das Lager zu schließen, davon kann jetzt keine Rede mehr sein:
»Obama unterzeichnete seine Verfügung über das Beibehalten von Guantánamo am Montag in Washington. Das Dokument, so erklärten Weiße-Haus-Mitarbeiter in einer anschließenden Telefonkonferenz, öffnet den Weg für die Wiederaufnahme der Militärgerichtsverfahren in Guantánamo«.
- TAZ vom 8. März 2011
(Post-)Kolonialismus
Der Reichtum des »Westens« ist auf jahrhundertelange Raubzüge, Mord, Sklaverei, Unterdrückung und Krieg aufgebaut. Wir vergessen das allzu schnell oder relativieren diesen Umstand, weil wir es nicht wahrhaben wollen. Der Kolonialismus und der heutige (Post-) Kolonialismus sorgen, durch eine ungleiche Verteilung der Erdressourcen, weltweit für Hunger, Armut und Elend.
»Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war somit fast die Hälfte der Weltbevölkerung zwangsweise in eine internationale Arbeitsteilung eingebunden, die allein den Bedürfnissen der neuen Industrieländer entsprach.«
- Philipp Golub, »von der ersten bis zur letzten Globalisierung«, le monde diplomatique, Ausgabe Januar 2012, S. 4
Unterstützung von Diktatoren
Weltweit wurden durch CIA-Tätigkeiten Unrechtsregime entweder aktiv unterstützt oder durch gezielte Operationen geschaffen (Iran, Chile, EL Salvador, Peru usw. ). Außerdem gibt es eine lange Tradition in den Industrieländern des Westens, mit Diktatoren Geschäfte zu machen und so die Regimes aktiv zu fördern und zu unterstützen. Die öffentliche Empörung im Jahre 2011 über den Waffenexport deutscher Leopard 2‑Panzer nach Saudi-Arabien dürfte nur die äußerste Spitze des Eisberges sein. Die meisten Waffenexporte werden wohl streng geheim bleiben. Die biochemischen Waffen mit denen Saddam Hussein den Iran überfallen hatte (1980−1988), stammten aus den USA. Überwachungssysteme mit denen derzeit China und Syrien das Internet zensieren und ihre Bürger ausspionieren, stammen von französischen Unternehmen wie Amesys und Qosmos (siehe le monde diplomatique, Ausgabe Januar 2012, S. 1 und 6).
Fazit
Europäische und amerikanische Unternehmen sowie die westliche Politik haben die Ungerechtigkeit in andere Länder exportiert (Stichwort: sweatshops, Minen- und Bergwerke, Ressourcenabbau, Subunternehmen usw). Durch diese Form des Outsourcings bekommen viele Bürger der sog. »ersten Welt« gar nicht mit bzw. verschließen die Augen davor, für welche weltweiten Übel der »Westen« eigentlich verantwortlich ist.
Wenn in Ägypten oder Saudi-Arabien Menschen demonstrieren, dann sind sie aufrechte Demokraten, die gegen ein Unrechtsregime auf die Straße gehen. Wenn in Deutschland Menschen demonstrieren, dann sind sie Chaoten und halten den Straßenverkehr unnötig auf. Wenn die USA und Europa hunderte Massenvernichtungswaffen bauen und lagern, dann ist es zu Verteidigungszwecken. Wenn der Iran eine Atombombe bauen will, dann ist er ein Schurkenstaat. Wenn ein Selbstmordattentäter sich selbst sowie unschuldige Menschen in den Tod reißt, dann ist das Terrorismus. Wenn mit Flächenbombardements von NATO-Bombern Zivilisten getötet werden, dann sind das »unglückliche Zwischenfälle«. Wir haben die Doppelmoral kultiviert. Sie zu unserem Glaubens- und Wertesystem gemacht.
Ich sag immer: Der Unterschied zwischen N, W, O und $ sind bei uns »gute« 3 bis 5 Jahrzehnte eine abwaschbare Resopalküche mit gefülltem Kühlschrank, bunter Glotze, grauer Seele und leerem Geist.
Aber der Mensch ist nun mal Mensch und jetzt wo der Kühlschrank etwas leerer, die Glotze zu bunt und süß-säuerlich, die Galle schwarz und schwärzer wird auch... Rest ist bekannt: Deutschland, einig Zombieland :D
Die Leute schieben Frust — und BILD zeigen auf die »Feinde« im Inneren und Spiegel, Stern etc. zeigen auf diejenigen im Außen.
Und abgesehen von diesen kurzen Jahren des »Glücks« (=Geld und Ware) unter Adenauer und Kohl (jaja) nehmen sich doch »beide« Seiten nicht viel.
Wie gesagt, der Mensch ist Mensch und es ist erstaunlich, dass in unserer ach so auf- und abgeklärten christlichen Welt so viele Leute mit Gesichtern rumlaufen (vor allen Dingen die Oberchristen) die mit Nächstenliebe wenig zu tun haben sondern eher mit »selig sind die geistig Armen« und Gottesliebe (Gott = Mammon).
Dagegen sagen viele Leute ABER AUCH JUDEN die in islamischen Ländern leben, dass man mit denen ja richtig auskommen kann SURPRIZE SURPRIZE das sind ja MENSCHEN und keine säbelschwingende Irren auf Qurantrip.
Der Mensch bleibt Mensch und wie man schön im Koran lesen kann gibt es helle und dunkle Stellen und die Arschlöcher werden sich hier und die Guten dort inspirieren und auf unsere Welt übertragen wird sich ein Herr Ackermann eher von »wer hat dem wird gegeben, wer wenig hat, dem wird auch dies genommen« inspirieren und die Guten (=Doofen) werden dann auch noch die andere Arschbacke für hinhalten; das Humankapital — ein durchlaufender Posten sozusagen.
Der Mensch bleibt Mensch und alles was wir meinen zu sein und damit unsere eigenen innenen Abgründe (aber auch Höhenflüge) zu verleugnen suchen kommen umso krasser als Nachenschläge wie ein Boomerung zurückgeschossen.
Dann ist die Glotze zappenduster und aus halligalli wird hallali :/
»[...]Wir haben die Doppelmoral kultiviert. Sie zu unserem Glaubens– und Wertesystem gemacht[...]«
Schön auf den Punkt gebracht, ich schrieb es bereits bei Feynsinn
»[...]Die Totalitarismustheorie hast du aber auch noch vergessen, denn während so mancher – auch bei SPIEGELFECHTER – immer wieder gegen “Linke” abkotzt, weil Sozialismus und Faschismus gleich wären – wie die es beim seligen Hayek “The Road to Serfdom” gelernt haben, die Forenneoliberaliban dort z.B., unterstützt die Merkel-Rösler-Regierung fleißig als 3. größter Waffenhändler weltweit nach dem Pazifisten Jürgen Gräßlin totalitäre Systeme jeglicher Coleur…..via Kriegswaffenverkauf, die man getrost auch gegen Oppositionelle einsetzen kann….Saudia Arabia z.B…..oder Vietnam….oder China….dem dt. Waffenhändler ist alles gleich, aber gegen längst untergegangene Systeme (eben dem Totalitarismus vergangener Jahrhunderte) hat man was, und läßt deswegen gleich die Linkspartei, und andere verdächtige Organisationen (die nicht parteilich gebunden sind) “beobachten”…..Heuchlerisch….[...]«
Quelle und kompletter Text:
http://feynsinn.org/?p=12175
Gerade das mit der Totalitarismustheorie, ebenso wie die ständige »Banalisierung des Bösen« (hier ein hochaktueller Hinweis des Autors Daniel Erk: http://blogs.taz.de/hitlerblog) ist ein ganz wichtiger Grund, der die Doppelmoral unserer Länder enttarnt.
Bei jeder Geschichtsdiskussion wird Sozialismus mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt, aber weit von sich gewiesen — auch im Netz — dass man heutige totalitäre Systeme mit allen Mitteln stützt — vor allen Dingen, wie du hier völlig richtig schreibst die kommunistische janusgesichtige »Volksrepublik China« — Doppelmoral auf allen Ebenen eben....
Gruß
Bernie
UNd nicht vergessen: auch im rechen Westen hat die >innere Kolonisierung< (Paul Virilio) große Fortschritte gemacht: man denke an den rapide wachsenden Niedriglohnsektor, wo annähernd eine Mio. Arbeitnehmer schon in sweat-shop-ähnlichen Arbeitsverhältnissen ausgepresst werden (via ZAFs, auch ein boomendes Geschäftsmodell).
Für Nachschub sorgen schon die (No)JobCenter …
»Humanitäre Interventionen« dienen dazu, Handelswege, vulgo: den Wohlstand des Westens zu sichern, unter dem Vorwand, Demokratie und Menschenrechte zu verbreiten, wohingegen »verbrecherische Angriffskriege« von »Schurkenstaaten« geführt werden, die das nicht einsehen mögen und damit wiederum dem Westen einen Vorwand liefern, mittels einer »humanitären Intervention« und so weiter — Hotte der Zurückgetretene war von dieser Erkenntnis offenbar so überrascht, dass es ihn rückwärts aus dem Amte katapultierte...