ZG-Rückblick: Verhungern in Afrika

Während ich diese Zeilen schreibe, zeigt das zweite Deutsche Fernsehen gerade die »Küchenschlacht« und im Anschluss die »Topfgeldjäger«. Küchenschlachten gibt es wahrscheinlich in Ostafrika gegenwärtig auch einige, ob diese aber etwas mit einem Hochglanz-Fernsehformat gemeinsam haben kann bezweifelt werden. Aufgrund von jahrelangerer Dürre ist nun eine Hungersnot vakant, die groß genug ist um auch mal wieder in den bürgerlichen Medien Erwähnung zu finden.

Finden verhungernde Menschen in Afrika bei uns genug oder die richtige mediale Aufmerksamkeit? Sind islamistische al-Shabaab-Milizen in Somalia der Katalysator für eine humanitäre Katastrophe? Wo liegen die wirklichen Ursachen solcher Katastrophen?

todesglupsch:
Medial ist das Thema immernoch weit entfernt vom Top-Thema in den Massenmedien. Eurokrise, Der US-Haushalt und norwegische Amokläufer sind in der Regel noch höher auf der Agenda angesetzt. Diese Themen sind sicherlich auch nicht unwichtig, aber die Frage nach der Priorisierung stellt sich auch hier erneut. Inhaltlich werden die Ursachen dieser Hungersnot auch kaum beleuchtet. Ich kann auch nicht bestreiten, dass ich mich nicht aktiv um die Informationen der eigentlichen Hintergründe informiert habe. Ob der vom Menschen (und damit sind natürlich vor allem die Industrienationen gemeint) induzierte Klimawandel für die Dürre (mit)verantwortlich ist und/oder unser Industrie/Agrarkomplex und die damit verbundene Politik als Hauptgrund zu nennen ist, sprengt meine Kenntnisse und den Rahmen, aber ich befürchte eine Berichterstattung wenigstens auf die Möglichkeit hinzuweisen, halte ich für recht oberflächlich, wenn nicht sogar manipulativ.

epikur:
Weder die Süddeutsche, noch die FAZ oder SpiegelOnline berichten von der Hungerkatastrophe. Sicher, wir können hier schwerlich zu einem Urteil kommen, das alle Ursachen und Hintergründe mit ein schließt. Dafür müsste man vor Ort sein und sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Dennoch können wir als Medienverbraucher zumindest beobachten, wie und worüber berichtet wird. Und da kann ich ganz vorsichtig behaupten, dass Hungerkatastrophen, sofern sie nicht durch eine »externe Naturkatastrophe« verursacht wurden (Erdbeben, Flutwellen usw.) in den Medien meist ignoriert und verschwiegen werden. Ja schlimmer noch: es wird suggeriert, dass der weltweite Hunger gerade erst durch Katastrophen entstehen würde, dabei ist der weltweite Hunger systembedingt und kein Schicksal. Laut der Welthungerhilfe leiden gegenwärtig über 900 Millionen Menschen weltweit an Hunger und es sterben jährlich ca. 30 Millionen an Unterernährung. Nahrung für alle wäre da, nur die weltweite, gerechte Verteilung aller Nahrungsgüter ist von den Herrschenden eben nicht gewollt.

jtheripper:
Ich hatte nach einer längeren Pause nun wieder das ARD/ZDF-Morgenmagazin gesehen. Dort haben sie sich die Zeit genommen und im Format die »MoMa-Reporter«, die Hintergründe im Fall »Strauss-Kahn« zu recherchieren. Wirklich recherchiert wurde aber nicht. Es wurden einfach nur die bekannten Tatsachen vor Ort widergegeben. Was für eine großartige Zeitverschwendung. Nun gut, die kurzen Beiträge im MM hätten für die Ostafrika-Situation eh nicht ausgereicht, aber dann sollen sie es doch bitte einfach lassen und immer wieder Herrn Büser einladen, der uns in 1:30 min über Mietrecht aufklären kann. Oh nein, sind Reporter etwa die Experten von morgen? (Nagut, ich glaube es ist andersherum und ich habe es nur verpennt)

3 Gedanken zu “ZG-Rückblick: Verhungern in Afrika

  1. Tjä, — Globalisierung. Ist was der Markt macht, — nicht was die Menschen machen. Und was der Markt mit den Menschen macht, — erst recht nicht. Sie träumen davon, — dass er es richten wird. Dabei richtet er sie.

  2. Der Markt als Leviathan und als Schicksalsmacher. In den Medien wird oft und gerne vom Markt als denkende und handelnde Figur gesprochen: »der Markt fordert...der Markt reagiert...«, so als ob dahinter keine Menschen stecken würden. Der Markt als Götze und Religion.

  3. »Der Markt als Götze und Religion«

    Die Kirche arbeitet mit dem Staat zusammen, die islamische Gemeinde nicht. Hat man da nicht Angst vor Unterwanderung?

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