Ich gebe zu, leichte bis mittelstarke egozentrische, narzistische oder selbstverliebte Neigungen zu haben. Vielleicht sogar alles zusammen. Mein Mitteilungsbedürfnis ist wohl auch überdurchschnittlich stark entwickelt. Ob das daran liegen mag, dass ich als Kind zu wenig in den Arm genommen wurde oder einfach eine Labertasche bin, sollen andere beurteilen. Ich begegne in meiner realen Lebenswelt kaum interessierten Zuhörern. Konsum, Lohnarbeit, Materialismus, Fernsehen und vor allem die eigene Lebensumwelt sind bei vielen die einzigen Themenbereiche. Politik, Gesellschaft und Medien kritisieren oder auch vermeintlich anerkannte Zustände und Strukturen hinterfragen bzw. in Frage stellen, empfinden viele als unbequem und anstrengend.
Ich bin auch nicht so naiv oder hochmütig, zu glauben, ein Blog könnte auch nur irgendetwas verändern. Weder Einstellungen, Verhaltensweisen, noch die Gesellschaft als Ganzes. Man sollte als Blogschreiber bescheidene Ansprüche und Erwartungen haben. Denn ansonsten verbraucht man sich schnell, wird in seinen Ansichten radikaler (weil ja doch nichts passiert) oder zynischer (weil mans nicht mehr anders erträgt) und gibt irgendwann kraftlos und frustriert auf. Einige gute Blogs, die ich lange gelesen habe, sind so verendet. Nein, man sollte seine Energie einteilen, seine Ansprüche und Erwartungen niedrig halten und sich über jede Art von feedback freuen. Wenn der Kampf um die Köpfe und ein Bewusstseinswandel vieler Zombies gelingen soll, braucht man einen langen Atem und viel Geduld. Auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass eh nur wenig Unaufgeklärte sich auf diesen Blog verirren werden.
Besonders wichtig ist mir die Glaubwürdigkeit. Werbung, Anzeigen, flattr und Geld in jeglicher Form haben in einem gesellschafts‑, konsum- und politikkritischen Blog nichts zu suchen. Es genügt, wenn wir alle im Alltag dazu gezwungen werden, Geld ranzuschaffen und zu lohnarbeiten. Wir sollten nicht den Weg beschreiten, wie ihn große Firmen und Unternehmen gehen, seit es das Internet gibt. In dem sie das Web nur als einen großen Marktplatz sehen, als Werkzeug, um Profit, um Geld zu machen. Wer das Internet, als demokratische Plattform, ja als kritisch-diskursive Ebene mit etablieren und mit gestalten möchte, der sollte das Thema Geld im Blog komplett außen vor lassen. Man kann nicht Wasser predigen und Wein saufen. Ein häufiges Gegenargument ist, dass es ja nur um Mikrobeträge gehen würde und es deshalb »ja nicht so wild« sei. Hätte denn jemand, der im Blog vermeintlich wenig verdient (durch Spenden, flattr, Werbung usw.), etwas dagegen, wenn daraus auf einmal sehr viel Geld werden würde?
Insofern werdet ihr auf dem ZG-Blog weder flattr, noch Anzeigen, noch Werbung erleben. Es sei denn, jtheripper und todesglupsch werden gekauft und legen ihr Veto ein :mrgreen:
gut
aber ich glaub, Du meinst eher narzisstisch als nazistisch — das eine ist die Eigenschaft der Selbstverliebtheit und das andere stammt von Nazismus.
Ein Tippfehler. Gleich korrigiert. Danke für den Hinweis!
Da teile ich deine Ansichten und meine nur das geschriebene zählt!
Es gibt eh schon viel zu viel Werbung, dann macht weiter ohne Werbung und ohne Fremdeinflüsse.
Einen schönen Abend noch.
Gruß Teja
Na unbedingt, volle Zustimmung. Aber ich denke ihr habt ein ähnliches Problem wie ich (betreffs meiner Ebook-Spielwiese). Wo fängst an, und wo hört’s auf? Was ist Werbung, was nicht? Macht man das eine und bietet es hier sogar kostenlos an, bekommt man’s auch vorgeworfen. Macht man’s nicht, macht man’s eben auf zwei Schienen, — eben verdeckt, und bekommt’s auch vorgeworfen. Ein übles Problem für alle Internet-Affinen die gleichzeitig aufklären wollen, aber eben auch Wege für sich selber suchen wollen/müssen. Schwierig, schwierig. Ich hab mir abgewöhnt, diesbezüglich Vorwürfe zu machen. Weil es einfach extrem diffizil ist. Man hätte den Markt nie auf dem I‑Net zulassen dürfen. Aber ok ..... Aber auf eins bestehe ich. Ich bin egozentrischer wie du ;-)
Ich finde es nicht korrupt, mir anonym Geld schenken zu lassen, lassen wir die Kirche im Dorf. Man kann eine Grenze ziehen, wo man das für richtig hält. Ich mache auch Werbung, aber nicht für alles. Amazon kommt mir zum Beispiel nicht ins Haus, ein Hersteller Hanfklamotten hingegen schon. Ich meide ja auch nicht grundsätzlich Menschen, bloß weil die meisten 1°*#|I+l|er sind.
Das Problem kenne ich als ehemaliger Blogger; man will die WELT VERBESSERN *posaun* und dann..?
Dann wird man wütend, radikal und schließlich »leckt mich doch alle! Perle vor die Säue! gnagnagnagnagna« usw
So ging es mir mit 5 bis 20 Blogs.
Dann wurde ich Troll :D
@Der Typ ... (der Rest ist mir zu lang.)
Dann wurde ich Troll
Und? Ist es besser geworden?
Wie konsequent seid ihr abseits von diesem Blog? :-P
@anti...(der Rest ist mir zu lang TROLOLOLOLOL)
Nunja, ich muss mir jetzt weniger Login-Namen merken. Tja.
@Alexander
Konsequent in welcher Hinsicht?
Danke für Deinen interessanten Beitrag. Beim Thema »Geld verdienen mit dem Bloggen« liegt allerdings ein grundsätzlicher Denkfehler zugrunde.
Verwerflich ist es nicht, wenn man Einkommen aus dem bezieht oder gar davon leben kann, was einem wirklich Freude bereitet (also z. B. die journalistische Arbeit bzw. das Bloggen). Verwerflich ist lediglich, wenn man dabei seine Grundsätze und Werte verrät!
Paradox — wenn nicht gar heuchlerisch — wird es dagegen, wenn man Lohneinkommen aus abhängiger Arbeit, also ganz anderer als der journalistischen (weil das ja verpönt wäre, wie Du schreibst), bezieht, um damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, und dann gleichzeitig genau dieses System kritisiert, von dem man eben selbst (durch das Einkommen) profitiert.
Weites Feld, das. Ich denke, die Motivation fürs Bloggen sollte sein, schreiben zu wollen und nicht, ein Schreiber sein zu wollen.
Sonst passiert leicht das, was mehrfach angesprochen wurde: Die Erwartungen (»Welt verbessern«) hängen so hoch, dass man eigentlich nur noch gefrustet den Kram hinschmeißen kann.
Für mich ist das Bloggen eine gute Möglichkeit, in meine hobbymäßig betriebene Schreiberei eine gewisse Routine zu bekommen und das ohne großen Aufwand öffentlich machen zu können. Wenn Feedback kommt, vielleicht sogar positives — Bingo!
Sollte man mir irgendwann einmal ein Honorar für mein Geschreibsel anbieten, dann würde ich mich vermutlich nicht dagegen wehren... :mrgreen:
schreiben zu wollen und nicht, ein Schreiber sein zu wollen.
Das hat unbedingt was.....
gut geschrieben. auch mich kotzt es jeden tag an, dass man niemanden hat, über den man kritisch über unsere gesellschaftlichen Hintergründe reden kann. Man wird sofort abgestempelt.
Schwarzmaler
Da kann ich mich ja gleich aufhängen
mach mir keine angst, mir geht es gut
ich habe meine eigenen Probleme
UND DER ABSOLUTE KLASSIKER: ich kann sowieso nicht daran ändern.
So bleibt mir nur das Blog lesen und diese ab und zu zu kommentieren.
Schade schade
@Rainer Zufall
Blog und Journalismus miteinander zu vermischen und zu vergleichen halte ich für wenig sinnvoll und führt meist nur zu Missverständnissen. Der Journalismus ist ein Gewerbe (Anzeigen, Werbung, Auflage etc.)! Damit wird und soll Geld gemacht werden. Er hat eine explizit demokratische, ja vermittelnde Verantwortung zwischen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und den Menschen. Kommt dieser aber immer seltener nach.
Und ein Blog ist ein Meinungsmedium, ein Tagebuch, eine persönliche Notiz. Damit Geld verdienen zu wollen, ist durchaus in Ordnung, wenn es sich eben NICHT um ein politik-und gesellschaftskritisches Blog handelt, in dem die Allmacht des Marktes und des »sich-verkaufen-müssens« angeprangert wird. Damit entsteht für mich ein Glaubwürdigkeitsproblem. Oder anders: »Geld verdirbt den Menschen — nun aber her mit euren Kröten!«
Gute Worte. Besonders gut finde ich den Abschnitt bzgl. der niedrigen Erwartungen, das lässt den Atem sparen und hält den Blog am Leben — und das wiederum ist sehr wichtig. Dem völlig losen Netzwerk an Blogs messe ich inzwischen eine große bedeutung zu, es kann uns Nebenher-Schreibern das Gefühl geben, nicht ganz alleine zu stehen.