Sprachrohr der Macht

SpiegelOnline beweist wieder einmal, dass die Redaktion ein Lakai der Macht ist:

Einflussreiche Finanzexperten rechnen beim Spitzentreffen in Davos mit einem schnellen Ende der Schuldenkrise. [...] Die Elite der globalen Finanzwelt ist sich nahezu einig: Europa ist auf dem besten Weg, seine Schuldenkrise zu überwinden. [...] Das ist die Quintessenz dessen, was die meisten Großen der Branche in diesen Tagen beim Weltwirtschaftsforum in Davos der Öffentlichkeit mitteilen wollen.

»Einflussreiche Finanzexperten, die Elite, die Großen der Branche« — das soll Respekt einflößen und die Glaubwürdigkeit der Aussagen erhöhen.  Weiter unten im Artikel werden dann der Deutsche Bank Chef Ackermann, Chef der US-Investmentbank JP Morgan Chase, Zurich-Financial-Finanzchef Wemmer sowie die Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Mauro erwähnt. Das sind also die Großen, die Mächtigen, die Herrschenden. Nur was sie sagen oder entscheiden, ist von Bedeutung. Kritische oder gegenteilige Meinungen ‑abseits der Großen und der Experten- gibt es in dem Artikel nicht.

9 Gedanken zu “Sprachrohr der Macht

  1. als ich vor einigen jahren meine rezension des gedichtbandes hömmeli von christa m. meier an redaktionen auch der rundfunkanstalten verschickte, es ging dabei um das thema himmel und hölle, fiel mir unangenehm auf, dass die redaktion für religion, kirche und glaubensfragen des NDR für ihre inhalte warb damit, dass auf diesem sendeplatz NAMHAFTE PERSÖNLICHKEITEN zu wort kämen.
    es geht also nicht um inhalte, sondern um prominenz.

    du triffst mit deinem beitrag genau diesen punkt der promi-fixierung, die eine art anbetung der macht darstellt.

  2. Spricht mir voll aus der Seele, inklusive @Klaus. Elite ist, was populär ist. Nur wer es schafft über den Weg der Selbstdarstellung Meinungsmacht zu produzieren, gehört auch zu den besten. Das öffnet Türe und Tore dafür, — diejenigen dorthin zu hieven, die den mächtigen in den Kram passen. Denn die »mächtigsten« sind meinungstechnisch sowieso populär und Elite. Ein übler Kreislauf.

  3. Oh, Gott! Ich habe schon so oft gedacht, dass, wenn es einen allmächtigen, gerechten Gott gäbe, der sich auf jeden Fall die Gelegenheit nicht hätte nehmen lassen, da denn mal kurz die Berge umzustürzen, um dieses Pack angemessen zu bestatten. Der ist ja sonst auch nicht so zimperlich

    @antiferengi
    »übler Kreislauf«
    Der Kreisel stabilisiert sich gerade wieder selbst, indem er Fahrt aufnimmt. Was jetzt dabei noch alles umgekegelt wird, ist zweitrangig. Man kann sich medial auch auf dat Recall bei DSDS o.ä. konzentrieren.
    Dreht sich wie geschmiert!
    Wenn {Geld, Politik, Medienmacht} die Masse bilden, konzentriert sich alles auf die Spitze und die Geschwindigkeit.
    Der »breiten Masse«, die sich völlig wirkungslos über der Mitte schier unendlich erhebt, wird mit Blick auf außen schon kotzübel,
    hingegen die Elite sanft von der Zentriefugalkraft in die Luxus-Stressless-Sessel gepresst wird, sich um sich selbst dreht und dabei noch gut die Hirten ihrer Nützlingsbewirtschaftung auf den Almen ihrer Geldberge im Auge behält.
    Schönes Bild!
    Deshalb — Anlagetip für Reiche: Investieren sie in Rohstoffe, Immobilien, Sicherheitstechnologie und kaufen sie Land, Politik, Medien.
    Anlagetip für Arme: Beginnen sie Schnaps, Zigaretten, Kaffee, Zucker Seife und Werkzeug zu horten. Bewaffnen sie sich, schicken sie ihre Kinder zu Selbstverteidigungskursen.
    Überlegen sie, wo sie im Notfall Trinkwasser und Lebensmittel herbekommen. Vertrauen sie nicht auf den Anstand der bürgerlichen Mittelschicht, der regt sich erst wenn (-eigenes-)Blut fließt.

    »Die kapitalistischen Revolution« braucht frisches Kinderblut:
    »Das Pack aushungern« bei feynsinn http://tinyurl.com/49j2jrw
    Abseits der Gala-Hochglanzbilder aus Davotz herrscht offene Barbarei!

  4. Lasst euer Denken nicht so extrem aufteilen, wie es Marxisten gemeinhin machen. Ganz so organisiert, strukturiert ist der Kampf der Eliten nicht. Vieles sind auch soziale, psychologische, kulturelle Komponenten.
    Es wird nicht einfach von Oben befohlen, es rekrutieren sich viele Abgrenzungsfaktoren aus den Menschen selbst! Zu einer solchen gehört auch die Experten und Promihörigkeit.

    Das kann man jetzt AUSNUTZEN, in dem man Werbung und Propaganda von diesen Leuten machen läßt.
    Das ist aber etwas anderes als das Konstrukt erst zu schaffen. Im Grunde weiß ja jeder der über rudimentären Verstand verfügt, das das Blödsinn ist. Wirkung auf die Massen hat es trotzdem. Das ist halt der Guru-Effekt, aber auch das Abgrenzungsprinzip. Wenn Koryphäen oder Meinungsmacher oder Trendsetter eben etwas vorlegen, reagieren bestimmte Arten von Menschen ganz besonders auf diese Aushangmeinungen. Denn wer bestimmte Meinungen nicht trägt, der ist automatisch draussen.
    Eva Hermann ist und bleibt das beste Beispiel für Meinungsdiktatur und die Meinungsmacherbarometer.
    Sie wurde gekickt und verbrandt weil ihre Thesen vor allem den Emanzen aufgestoßen sind. Das passiert aber nicht immer so extrem, meistens ist es viel weniger so.
    Ein anderes Beispiel scheint mir das Gegenteil zu beschreiben Necla Kelek http://de.wikipedia.org/wiki/Necla_Kelek
    Diese Frau wurde gefördert und befördert, dadurch, das sie den Zeitgeist insbesondere der Emanzen genau getroffen hatte.

    So kann man sich selbst einen Namen machen und viele wissen das. Es ist ein Merkmal egoistischer Selbstherrlicher, sich als Mitläufer wertneutral dem vorherrschenden Geist zu unterwerfen. Diese Anpassungsleistung auf Kosten des Selbst ist wiederum auch eine (Fehl)Leistung bestimmter Charaktere.

    Hier ist also nicht alleine ein geschaffenes System verantwortlich, sondern der Prozess der personellen Verdrängung, der Karrieredrang, das anerzogene Erfolgsstreben.

    Aber auch das naiv gläubige einer Rezitierungsgesellschaft und der Verpflichtung genau so zu arbeiten. Wer etwas belegen will, muss zeigen, das das schon jemand anders so oder ähnlich sah. Wer davon spricht, das er selbst diese oder jene Erkenntniss gesammelt hat, muss schon quasi anerkannte Koryphäe sein, um Glaubwürdigkeit zu erhalten bzw. den Expertenstatus zugewiesen bekommen.

    Darüber könnte man sich jetzt ewig austauschen, ich belasse es erstmal dabei.

  5. Lasst euer Denken nicht so extrem aufteilen, wie es Marxisten gemeinhin machen.

    Ohh, darüber musst du dir bezüglich meinerseits keine Gedanken machen. Ich liebe Vielfalt. Aber ein Vergleich zwischen Eva Herrman und Necla Kelek, hinkt doch ein wenig arg. Vielfalt führt zur Akezptanz, aber man sollte darüber nicht verlernen, das geistige Niveau dahinter zu trennen. Polemisch sind beide, aber die eine ist ehrlich blöde, und die zweite intelligent positionierbar. Insofern stimmt durchaus was zu sagst, — aber das muss jetzt nicht dazu führen, die Positionierbarkeit von geistiger Umnachtung zu fördern.

  6. Das ist kein Vergleich zwischen Eva Hermann und Necla Kelek.

    Weiterhin ist Eva Hermann nicht blöde, vielleicht manchmal etwas provinziell, aber nicht blöde. Ganz im Gegenteil. Ausserdem hat sie ihren Kurs als es hart wurde nicht verlassen. Das imponiert mir. Sie hätte das jederzeit gekonnt, aber sie wußte genau von Anfang an worum es geht. Der Abschuss war eben geplant, weil sie einigen auf die Füße gestiegen ist, die das nicht ertragen das sie vor allem mit vielem Recht hat.

    Und Necla Kelek hat vielleicht ein Studium absolviert, sie ist aber keineswegs besonders klug. Sie ist eine traumatisierte Frau, die heute nach den Gründen für das Verhalten ihres Vaters suchte, die aber nichts davon wirklich verstanden hat. Darum behelfen sich solche Charaktere immer mit irgendwelchen Pseudoerklärungen für dies und das. Kelek ist voreingenommen und keine Wissenschaftlerin. Sie arbeitet durch eine ideologische Brille. Das heißt nicht, das das selten oder besonders schlimm wäre. Letztlich kritisiert sie den Ist-Zustand der islamisch-deutsch-türkischen Kultur für ihre Einzigartigkeit.

    Eva Hermann redet von Liebe, Bindungstheorie, Selbstverwirklichung mit der Fähigkeit und der individuellen Option die eigene zu einem selbst passende Wahl treffen zu dürfen, ohne das Emanzentum zur Pflicht für junge Frauen wird.

    Kelek hat keine Ahnung wie Menschen und Gesellschaft funktioniert, spricht aber darüber. Das langweilt einfach.
    Ich habe leider Soziologie noch nicht studiert, aber meine Laienkenntnisse reichen durchaus aus um ihre Positionen als Mischung aus Schwallerei und Kritik an anderen Kulturen zu erkennen. Empirisch und Wissenschaftlich ist da nix dran. Intelligent wäre etwas anderes.

    Als letzten Beweis mus man sehen, das die sogar Sarrazins »Sachbuch« :D gut findet. Das langt wohl definitiv um sie der Dummheit und Denkunfähigkeit zu überführen.
    Sie ist eine zickige Bürgerin der oberen Mitte und bejammert wieso das nicht alle können aus ihrem Kulturkreis. Das warum und wieso wird nicht in Fragestellungen erörtert, wie es andere seriösere Soziologen und Ethnologen machen, sondern sie schiebt die Schuld auf einen Teilaspekt der Kultur im Sinne eines Sündenbocks: Islam!

    So einfach kann die Welt sein.
    http://www.youtube.com/watch?v=sTZjhokXnrM&feature=related

    PS: Ich will endlich mails bekommen wenn hier neue Postings erscheinen.... :-(

  7. @Hannzi
    Naja. Bezüglich Herrmann hab ich so meine eigenen Gedanken. Aber was Kelek betrifft, bin ich ganz bei dir. Aber tu mir den Gefallen, — und studiere niemals Soziologie. Zur Zeit gibts kein Fach, bei welchem man so herrlich gesunde Logik und Einschätzungsvermögen verlernen »muss«. Du würdest dir dabei, »nicht nur«, den Charakter verderben. Und deine Einschätzung diesbezüglich trifft mehr als ins Schwarze.

  8. Ich halte mich bei den o.g. »Eliten« gern an die Regel, daß es sinnvoll ist, genau über das Gegenteil nachzudenken. Immer dann, wenn mir irgend jemand sagt, ich brauche mir keine Sorgen zu machen, dann fange ich an, mir welche zu machen.
    Die Äußerungen eines Herrn Ackermann haben immer ein Ziel, nämlich den Umsatz und den Gewinn seines Konzerns zu steigern. Und in der heutigen Börsenwelt ist es grundsätzlich so, daß der Kleinanleger der Dumme sein soll, d.h. das ist immer der, der die Zeche bezahlt.
    Mit ihrer Geldmacht treiben die Großen (Deutsche Bank, UBS, etc.) die Kurse so lange vor sich her, bis sie so hoch gestiegen sind, daß der Kleinaktionär auf diesen Kurs aufspringt. Wenn dieser dann gekauft hat, ist er der Dumme, den niemand nach ihm will mehr kaufen! Das ist zur Zeit das Spiel der Großen, darum auch die Beruhigungspillen der »Eliten« und unsere täglichen Börsenberichte im öffentlich rechtlichen Fernsehen.

  9. Ich finde es auch nicht richtig, wenn immer nur die großen Experten zu Wort kommen. Und wenn Sie schon abgedruckt werden, finde ich, sollten Sie sich auch so ausdrücken, dass die Leser es verstehen!

    Viele Grüße
    Franzi

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