Kinder in Deutschland; Teil 13: Kinderfernsehen

»Fernsehen bietet den Kindern Unterhaltung, Abwechslung, Spannung und Abenteuer. Kinder können sich mit einem Tastendruck die Welt, ob Wirklichkeit oder Phantasie, in ihr Zimmer holen und von einem Ereignis zum nächsten springen. Außerdem suchen Kinder häufig Vorbilder, wollen informiert werden oder schauen fern, wenn sie nichts Besseres zu tun wissen.«

- kika.de

»Kinder sollten nicht fernsehen«, sagen so manche Pädagogen, Wissenschaftler und Eltern. Dinge, die verboten sind, entwickeln aber ihren ganz besonderen Reiz. Und spätestens wenn Kinder zu ihren Freunden gehen, werden sie TV schauen oder mit der Konsole spielen. Damit Kinder später nicht regelrecht fernsehgeil werden, ist ein gezielter und geregelter Umgang mit dem Medium Fernsehen, angebracht.

Je nach Alter und Entwicklung des Kindes sollte sich der Fernsehkonsum in Grenzen halten. Nach einer Auswertung der Quoten 2010 durch media control, schauen Kinder im Alter von 3 bis 13 Jahren durchschnittlich 91 Minuten täglich fernsehen. Laut einer Pressemitteilung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sollten Kinder unter drei Jahren weder Fernsehen, noch Computer schauen. Vorschulkinder zwischen drei und fünf Jahren sollten nicht länger als eine halbe Stunde täglich in die Röhre gucken. Außerdem wird empfohlen, vor der Schule bzw. vor dem Kindergarten und während der Mahlzeiten, die Glotze aus zu lassen.

Indessen belegen viele Studien und Untersuchungen, dass übermäßiger TV-Konsum Kinder verdummen lässt, sie aggressiver und hyperaktiver werden sowie vermehrt Konzentrationsstörungen aufweisen. Eltern sollten mit ihren Kindern zusammen die Sendung schauen, den Fernseher nicht als Ersatz-Babysitter verwenden und sich über das Gesehene mit ihren Kindern austauschen. Im folgenden eine subjektive Einschätzung zu ausgewählten Kindersendungen.

Nils Holgersson ist eine japanische Anime-Serie (basierend auf der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf) aus dem Jahre 1980, die ich nicht nur für pädagogisch wertvoll halte, sondern auch als sehr unterhaltsam empfinde.  Der kleine Nils ist ein frecher Junge und hatte keine Achtung vor Tieren. Daraufhin hat ihn ein Wichtelmännchen zur Strafe in ein ca. 10 cm großen Zwerg verwandelt. Gemeinsam mit seinen neuen Freunden, der Hausgans Martin und dem Hamster Krümel, reist Nils nun durch Skandinavien, erlebt Abenteuer und bekommt eine neue Perspektive auf Tiere und Menschen. Denn wie Menschen mit Tieren umgehen, sie jagen, ärgern und töten, ist in fast jeder Folge ein Thema. 2012 soll es einen Kinofilm von Nils Holgersson geben. Hier ein sehr schön gemachter Cover-Song zur Titelmelodie der Serie:

Yakari und Pippi Langstrumpf sind zwei Zeichentricksendungen, die mir eher weniger gefallen. Beide Helden haben und zeigen keine Schwächen. Sie weinen nicht, machen keine Fehler und haben für alle Probleme immer eine Lösung parat. Ich kann ja verstehen, dass solche Figuren sich gut als Identifikation und Vorbild für Kinder eignen, ich persönlich finde solche Protagonisten unrealistisch, langweilig und unspannend. Kinder sollten auch gezeigt bekommen, dass es völlig in Ordnung ist, Fehler und Schwächen zu haben.

Lauras Stern ist eine ca. zehnminütige Zeichentricksendung, basierend auf der Buchvorlage von Klaus Baumgart. Die siebenjährige Laura findet einen verletzten Stern, den sie umsorgt und ihm ihre Erlebnisse erzählt. Der Stern fungiert als eine Art Tagebuch, als Motivator und als Lösungsgeber. Abends wenn Laura ins Bett geht, reflektiert sie ihren Tag. Die Serie wurde in 25 Sprachen übersetzt und ist in 30 Ländern bekannt. Außerdem wurde 2004 auch ein Kinofilm herausgebracht, der 2005 den  Deutschen Filmpreis für den besten Kinder- und Jugendfilm erhielt.

1.) Welche Kindersendungen kennt Ihr noch und könnt ihr empfehlen? Welche findet Ihr pädagogisch wenig sinnvoll?

2.) Schauen eure Kinder überhaupt TV? Oder seid Ihr der Meinung, dass Kinder gar kein Fernsehen schauen sollten?

3.) Sollten Kinder einen eigenen Fernseher im Zimmer stehen haben? Und wenn ja, ab welchem Alter?

4.) Welche Alternativen zum TV-Konsum kann man Kinder anbieten?

Eine Zusammenfassung der ersten zehn Teile der Kinderserie ist auf www.zeitgeistlos.de zu finden. Alle bisherigen Folgen können im ZG-Blog in der Rubrik Kindheit gefunden werden.

6 Gedanken zu “Kinder in Deutschland; Teil 13: Kinderfernsehen

  1. Hmmm. Habt ihr was für Skateboardfahrer und vor allen Dingen, — deren Eltern, beim Bekämpfen der Ängste vor Unfallfolgen aufgrund eines schier unglaublichen Selbstüberschätzungstriebes pubertierender Teenager?

    Aber mal im Ernst, — eine gesunde Verhältnismäßigkeit zwischen Verbieten und grenzenlosem Zulassen, sehe ich auch als sehr wichtig an. Beides, — ist zu einfach und spricht immer vom Mangel an Beschäftigung mit den Kids. Zusammen, kann man z.B. durchaus auch mal für Kleinkinder ungeeignete Sachen anschauen, — wenn das Gespräch dahinter nicht als Belastung, sondern als normale Akzeptanz der Gemeinsamkeit und des Vertrauens genossen wird. Man könnte dies natürlich detaillierter ausführen, aber im Land der psychoanalytisch geregelten Lebensweisheiten, — macht dies kaum noch Sinn. Wenn das Grundgefühl nicht mehr stimmt, ist es eh egal und geht immer schief.

  2. Meine Erfahrungen besagen, dass viele Jungen vor allem Yugi-Oh (auch in verschiedenen anderen Versionen) schauen oder geschaut haben. Das mag für Erwachsene vielleicht doof daherkommen, aber Fernsehsendungen soll man nicht mit den Augen von Erwachsenen beurteilen. Da kommt schnell der pädagogische Zeigefinger. Yugi-Oh, zusammen mit den entsprechenden Spielkarten, schult strategisches Denken. Für Erwachsene eigentlich nicht ganz vorstellbar, ist aber so. Ob nun sinnvoll oder nicht, meine Enkelin schwebt in Rosa und Flitter und im Prinzessinenlook. Und wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, dann waren Prinzesinnen auch inn. Man sollte das alles nicht so verpädagogisieren. Solange das Tollen im Freien nicht fehlt, sehe ich keine Probleme. Gesunde Kinder können sehr wohl Fernsehen und Wirklichkeit auseinander halten. Auch das vielgerühmte Gespräch mit dem Kind kann schon dadurch zur Qual für Erwachsenen werden, weil die in der Regel Null Ahnung von Angesagtem haben. Versuche mal jemand, der nicht mehr jung ist, die Regeln von Yugi-Oh zu verstehen. Ich bin zu doof dafür. Das gebe ich ehrlich zu.

  3. ich denke Kindern generell das Fernsehen zu verbieten sollte auch nicht sein. Es ist gut sie nicht so früh daran zu lassen. Wenn sie damit anfangen, dann nur unter Aufsicht um Fragen zu beantworten. Es gibt schöne Sendeungen, bei denen die Kinder auch etwas lernen können. Es ist auch zu überlegen ob es ein Programm geben sollte, dass von Pädagogen gemacht ist und den Kindern einen professionellen Mehrwert geben.

  4. Fernsehen ist auch für Kinder nicht generell schlecht. Es kommt eben auf Qualität und Quantität an. Ich kenne ein schönes positives Beispiel:

    Ein dreijähriger wollte vorm schlafen gehen immer ungern Zähne putzen. Als dann bei der Kindersendung »Wickie« ein Wikinger einen Zahn gezogen bekam und man ihm die Situation erklärte, war das Zähne putzen fortan kein Problem mehr ;)

  5. Pingback: Kinder in Deutschland; Teil 35: Gewalt | ZG Blog

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