In vielen Analysen, Betrachtungen und Erklärungen kommt ein, für mich sehr zentrales Element, oft zu kurz: die Interessen. Man kann es nicht oft genug betonen: alle Menschen, Institutionen und Organisationen haben Interessen und jeder versucht sie durchzusetzen.
Freilich gibt es viele verschiedene Methoden und Vorgehensweisen, die eigenen Interessen durchzusetzen. Gerade in Politik und Wirtschaft wird oft versucht, die eigenen Interessen als das Ziel aller auszugeben, denn so wird die Akzeptanz für Entscheidungen erhöht. Die eigenen Interessen als uneigennützig, sozial und gesellschaftlich relevant zu verkaufen – damit beschäftigen sich viele PR-Firmen, Medien- und Werbeagenturen. Denn nichts ist hässlicher und abstoßender, als die Fratze des Egoismus und des Eigennutzes. Genau die wird nicht selten hinter schönen Worten und tollen Bildern versteckt.
Oft verwendete Methoden und Mechanismen zur Verschleierung der eigenen Ziele in Politik und Wirtschaft sind:
- Sachverhalte und Ereignisse werden als natur- und schicksalhaft dargestellt. Mit dieser Form einer vermeintlichen Objektivierung sollen die Ziele und die Interessen Einzelner verdeckt und verschleiert werden. Beispiele hierfür sind die Globalisierung, der demografische Wandel und »der Markt« als Akteur.
- Endlose Relativierungen und Differenzierungen sollen von den eigentlichen Zielen und Problemen ablenken. Beispiel hierfür ist die aktuelle Wirtschaftskrise, die zur Banken‑, Finanz- und Eurokrise gemacht wird, obwohl das Problem systemimmanent ist.
- Entscheidungen werden als alternativlos und unumgänglich dargestellt: »Der Sachzwang oder die Weltlage zwingt uns dazu«. Damit sollen vor allem Partikular-Interessen verschleiert werden.
Die Frage nach den Interessen von Individuen, Organisationen und Unternehmen entlarvt viel Geschwafel als Nebenkriegsschauplätze und viele Diskurse als Ablenkungsmanöver. Auch wenn das vielen zu einfach und zu simpel sein mag, aber häufig geht es eben doch nur um Geld, Macht und Einfluss. Man kann sich die Welt auch kompliziert reden und dabei unbewusst das Wesentliche aus den Augen verlieren. Oder schlimmer noch: an die Propaganda glauben.
Wer z.B. Systemanalyse oder Mediation macht, der lernt die verschiedenen Interessen der sogenannten Stakeholder unter einem Hut zu bringen, zumindest aber diese zu identifizieren.
Die meisten Menschen sind heute aber nicht bereit, sich mit den Interessen der anderen zu beschäftigen. Das ist ein schwieriger Prozeß, der manchmal eigene Vorurteile oder Überzeugungen tangiert. Und darauf wollen sich viele nicht einlassen.
Die wichtigste Lehre dabei ist es, zu lernen, Emotionen von Fakten zu trennen. Mit Emotionen kann man nicht diskutieren, schon gar nicht, wenn sie vorurteilsbehaftet sind.
@gerhardq
Ich würde dir gerne zustimmen, und tue es eigentlich auch, aber gerade mit Systemanalyse und Mediation, ist ja das gleiche passiert. Die sensiblen Sachen, kann man genauso werbewirksam verkaufen wie Rationalität. Was ich dabei gesehen habe, ist der Zustand, dass dabei sogar eine Trennung zwischen Körper und Geist und Vernunft und Emotion profiliert wird. (Das Grundversagen der Vernunftsdebatte nach Freud ) Was die Werbepsychologen aber ziemlich schnell erkannt haben, ist , — das der Wille nach Sachlichkeit als solcher, schneller manipulierbar ist als die atopiellen Grundempfindungen. Es ist; »eitler«, und deshalb besser verkaufbarer. Weshalb gerade die Sachlichkeit, extrem schlimme Wege gehen kann. Ich weiß durchaus was du meinst, und wie du es meinst, — allerdings würde ich das Beschäftigen mit Systemanalyse heute ganz bestimmt nicht mehr als Möglichkeit ansehen um Klarheiten zu schaffen. Es sei denn, man befreit sich von dem, was so werbewirksam als solches angeboten wird und betreibt dies ernsthaft bis zu seinen Anfängen hinein. Dann erklärt sich die Unlogik heute dahinter, eigentlich ziemlich schnell von selber. Mediation, sehe ich übrigens als Erzeugnis dieser Werbekultur, — die Kommunikation und Vermittlung zielgerichtet und einseitig, und sehr marktkonform medialisiert.