zufällig, unfreiwillig, gewollt?

Folgende Schlagzeile mit entsprechendem Bild war in der »Welt Kompakt« auf Seite 22 am Dienstag, den 14. September zu sehen: (click to enlarge)

Weiter unten im Artikel steht dann:

Wer mit einem Paket unter dem Arm an der Tür klingelt, sollte als Firmenmitarbeiter erkennbar, freundlich und Kompetent sein.

Versteckter Rassismus oder überempfindlicher epikur?

8 Gedanken zu “zufällig, unfreiwillig, gewollt?

  1. Jaja, so sind sie, diese integrationsresistenten Schmarotzer, können einfach nicht akzeptieren, dass in Deutschland Bärte Chefsache sind.

    Auffällig ist ja schon die Zusammensetzung von Bild und Text, wodurch das Bild, bzw. die dargestellte Person eine negative Konnotation erhält. Das kann gewollt sein, oder auch nicht. Hängt von Sender und Empfänger ab.
    Noch viel zynischer wird’s aber dadurch, dass der Mensch dort auf dem Bild — ist das eigentlich ’nen Symbolphoto? — seine Dienstklamotten trägt, und dadurch klar als Paketzusteller erkennbar ist. Zumal der Bart ja noch mehr als dezent ist. Deutschland halt. ’n bisschen Rassismus gehört hier halt zum guten Ton.

    Alle die mit uns Pakete austeilen, müssen Männer mit Bärten sein!
    Thilo, Peter, Mohammed und Pit,
    die haben Bärte, die fahren mit!

  2. Ich erinnere mich, lang ist’s her, an einen Bericht in einer Schweizer Zeitung über die Eröffnung von Disney-Land bei Paris. Da gab es von oben, von der Konzernzentrale her Anweisungen, wer nicht eingestellt werden dürfe, nach dem Motto, wer so und so aussieht, darf nicht eingestellt werden. Dazu gehörten auch Kahlköpfige. Das Groteske daran aber war: Man musste dann unter anderem als Mickey-Mouse oder Goofy herumlaufen.

  3. Ich sehe da erstmal keinen Rassismus. Der Bildredakteur hat sich gedacht: »Das Bild zeigt, worauf es hier ankommt, er kann schwarz sein und einen Bart haben, Hauptsache er ist an seiner Kleidung als DHL-Mitarbeuter zu erkennen.«
    Ich glaube auch nicht, daß der Rassismus bei den »Welt»lern so simpel geprägt ist, wie ihr das hier unterstellt.
    Daß bei »UPS« Bärte verboten sind (lange Haare erst recht, und Ohrringe nicht auch?), finde ich schon schlimmer. Ob die wohl Schwarze einstellen?

  4. Wohl eher sinnfrei als rassistisch würde ich sagen. Oder was haben Überschrift (schlechter Service von Zustelldiensten) und Geschichte (Vorstellungen von UPS bzgl. Erscheinungsbild ihrer Mitarbeiters) und das Bild von einem Typen in DHL-Outfit irgendetwas miteinander zu tun?
    Sieht doch eher irgendwie zusammengenagelt aus und mir ist ehrlich gesagt nicht so ganz klar, worum es gehen soll. Vielleicht wollte der Redakteuer nur loswerden, dass Zustelldienset schlampig arbeiten. Veilleicht auch nur, dass dunkelhätige in gelber-roter DHL Uniform gut aussehen. Oder gar nur zeigen, wie tolerant die Jungs von DHL sind??? Vielleicht war auch einfach nur noch etwas Platz auf der Seite ‑Werbung geht ja nicht so gut gerade.
    Fragen über Fragen.

  5. @willi

    Der Artikel handelt darüber, dass Mitarbeiter der DHL nicht »ordentlich« arbeiten und vor allem aussehen würden. Sie würden Bärte tragen, Badelatschen anhaben, lange T‑Shirts usw. Außerdem würden sie nicht immer eindeutig als Mitarbeiter der DHL »erkennbar« sein. Der Artikel kritisiert das.

    Und dann zeigt Welt-Kompakt einen dunkelhäutigen DHL-Mitarbeiter. Quasi repräsentativ für ihre Kritik. Denn ein Bild soll in der Regel einen Artikel unterstützen. Wie darf der Leser das nun verstehen?

  6. Ich finde es schwierig die Motivwahl aufgrund der Hautfarbe der dargestellten Person zu kritisieren nur weil diese keinen Bezug zum Inhalt des zugehörigen Artikels hat.
    In der Konsequenz daraus müsste man sagen, das alle Motive die jedwede Bildinhalte zeigen die nicht direkten Bezug zum Inhalt haben zu vermeiden sind, da missverständlich. Das wäre eine Form von übermäßiger Political Correctness. Es ist zwar nicht auszuschließen, das Motive wie dieses bewusst ausgewählt wurden um Assoziationen zu suggerieren, aber es ist mir lieber dies in Kauf zu nehmen als eine mögliche vorrauseilende »Selbstzensur« zugunsten einer irgendwie gearteten Political Correctness zu riskieren.
    In diesem konkreten Fall ist zwar der dargestellte Lieferant schwarz, aber einerseits denke ich, wenn es zur Normalität in Deutschland gehört das viele unserer Mitbürger Schwarze sind, dann sollte ein Redakteur es sicherlich nicht aktiv vermeiden Schwarze ohne direkten Inhaltsbezug auf Bildern zu zeigen (ob ein ausschlaggebendes Kriterium für die Auswahl die Darstellung eines schwarzen Lieferanten war ist kaum nachzuweisen und dann gilt »in dubio pro reo«). Andererseits sieht das Bild ansonsten eher nach einem gestellten Bild aus, fast in Richtung Promomaterial für DHL. Der dargestellte Lieferant sieht sehr »gepflegt« aus, der angesprochene Bart z.B. sieht sehr gestutzt aus. Auch der Ausdruck wirkt auf mich zwar nicht übertrieben freundlich aber doch zugewandt.

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