»Wenn die Wahrheit nur verletzen und entmutigen würde, ist man zum Lügen verpflichtet«
- Sozialwissenschaftler Peter Stiegnitz
Das Free Dictionary bezeichnet die Notlüge, als eine Lüge, die eine peinliche Situation bzw. etwas unangenehmes abwenden oder Nachteile vermeiden möchte. Eine Lüge, die durch eine vermeintliche Not entsteht bzw. die eine Not vermeiden möchte, gilt insofern als weniger schwer, als eine »normale« Lüge. Der Begriff wird häufig verwendet, um eine Lüge zu rechtfertigen, sie weniger lügend aussehen zu lassen. Dabei bleibt die Unwahrheit immer die Unwahrheit.
Ab wann eine Lüge zur Notlüge wird bzw. ab wann jemand entscheidet, dass eine Lüge jetzt zur Notlüge gemacht wird, ist immer eine individuelle Entscheidung des eigenen Gewissens. Denn das beginnt ja schon bei der subjektiven Definition von »Not«. Der eine ist in Not, wenn er körperliche oder seelische Schmerzen zu erwarten hat, der andere, wenn er um seine soziale Anpassung fürchtet.
Wir erlauben uns Notlügen, machen Lügen zu Notlügen, rechtfertigen Lügen z.B. folgendermaßen:
- Aus Angst vor Konflikten und um keine Verantwortung tragen zu müssen: »Ich habe nichts davon gewusst«.
- Um besser dazustehen, werden Sachverhalte übertrieben oder untertrieben dargestellt.
- Um die eigenen Gefühle und Meinungen zu verbergen: »Ich weiß es nicht«.
- Um die eigenen Interessen nicht zu gefährden.
- Um jemanden nicht zu verletzen: »Das Essen hat gut geschmeckt«, auch wenn das Gegenteil der Fall war.
Eine Lüge bleibt immer eine Lüge. Insofern ist der Begriff Notlüge ein klassischer Euphemismus und ein Instrument, um Lügen zu rechtfertigen. Der Terminus hat jedoch eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Notlügen werden als immanenten Bestandteil sozialer Beziehungen gesehen. Schließlich empfinden viele die Wahrheit oft als zu hart und schonungslos.
Lieber Epikur,
Du hast das sehr gut auf den Punkt gebracht. Genauso sehe ich dies auch und Deinen Ausführungen ist meinerseits nichts hinzuzufügen. Danke dafür.
Liebe Grüße
Margitta
Arbeitslosenmittagspause nutzen, um zwischen 240 Bewerbungen schnell einen Kommentar bei Zeitgeistlos abzugeben.
Das war eine Notlüge, — um den Eindruck zu schinden, das Erwerbslose genauso unter Stress stehen wie Erwerbsbemittelte. Man verlangt das heutzutage. Sonst gerät man schnell mal ins »faule« Licht, oder muss sich mit Sätzen auseinandersetzen wie z.B.; Ihr habt ja sowieso nix zum tun. In Zeiten wo der Zeitgeist herrscht, das jeder der beste, schönste, und sowieso derjenige ist, der am meisten arbeitet, verlangt das der Zeitgeist der Leistungsgesellschaft. Darum heißt das hier ja auch Zeitgeistlos, — oder ;-) ? ... Toller Beitrag, mitten ins Schwarze.
@antiferengie:
Ich habe nur deinen ersten Satz gelesen, denn ich bin gar nicht an der Wahrheit interessiert, die verdirbt einen meistens nur den Spaß. Mit Lügen schreibt das Leben doch viel spannendere Geschichten...
Nagut doch: Auf deine Frage gibt es von uns natürlich keine direkte Antwort. Wir wollen ja nicht lügen oder so ;-)