»CIA-Chef Porter Goss erklärt, die CIA habe einzigartige und innovative Techniken entwickelt, aber diese seien keine Folter und völlig legal«
- Meldung auf Telepolis vom 22. November 2005
Gibt man bei der Suchmaschine Google den Begriff »Verhörmethode« ein, kommt als erster Eintrag die sog. »Waterboarding«-Folter auf Wikipedia. Umstrittene und grausame Verhörmethoden sind die weiteren Einträge. Dies zeigt sofort auf, dass selbst Google, den Terminus Verhörmethode als einen Euphemismus für Folter definiert. Das Adjektiv innovativ verhält sich ähnlich wie das Plastikwort »modern« — es wird als positive Aufladung für das darauf folgende Nomen verwendet. Innovativ soll neu, kreativ, modern und dem Zeitgeist entsprechend bedeuten. Ob und inwiefern eine Sache wirklich innovativ dann ist, steht auf einem anderen Blatt.
Eine »innovative Verhörmethode« ist insofern ein Euphemismus für eine besonders kreative Folter. Dazu zählen das simulierte Ertrinken (Waterboarding), stundenlanges Verharren in der halben Hocke, einen Gefangenen extremer Hitze, Kälte oder permanentem gleißenden Licht auszusetzen, Dunkelheit oder extremem Lärm auszuliefern, Elektroschocks, Isolationshaft und ein ständiges Wecken des Gefangenen.
Am 26. Juni 1987 trat die Anti-Folter-Konvention der Vereinten Nationen in Kraft. Mittlerweile sind 146 Staaten diesem Vertrag beigetreten, auch die USA haben ihn mit ratifiziert. Als die UN im Jahre 2002 jedoch ein Zusatzprotokoll verabschieden wollten, das festlegen sollte, dass nationale und internationale Organisationen das Anti-Folter Verbot mit überwachen durften, versuchten die USA dieses zum Scheitern zu bringen. Dabei befanden sie sich in Gesellschaft von z.B. China, Kuba und Lybien.
Die UN definiert Folter wie folgt:
Im Sinne dieses Übereinkommens bezeichnet der Ausdruck »Folter« jede Handlung, durch die einer Person vorsätzlich große körperliche oder seelische Schmerzen oder Leiden zugefügt werden, zum Beispiel um von ihr oder einem Dritten eine Aussage oder ein Geständnis zu erlangen.
- Artikel 1, Absatz 1 der Anti-Folter Konvention der UN
Die USA beharren nun darauf, dass sie in ihren weltweiten CIA-Gefängnissen, in Abu Ghraib oder Guantanamo Bay nicht gefoltert hätten. In einem Interview mit USA-Today vom 20. November 2005 sagte CIA-Chef Goss sinngemäß:
Der Geheimdienst foltert nicht. Folter funktioniert nicht. Wir verwenden gesetzeskonforme Mittel, um Informationen zu sammeln, und das machen wir in einer Vielzahl von einzigartigen und innovativen Weisen, die alle legal sind und von denen keine Folter ist.
Die USA foltern nicht, sie verhören. Wieder ein Beispiel dafür, wie versucht wird, ein Phänomen einfach weg zu retuschieren, indem man es verbal umdefiniert, verherrlicht und verschweigt.
Die Perversion dahinter offenbart sich besonders bei den internen Begriffen wie »weißer Folter«, oder »clean torture«, bzw. »no-touch-torture«, die dann bei der Öffentlichkeit als »innovative Verhörmethoden« landen.
Hier hätte ich vielleicht noch was passendes aus der psychologischen Rundschau, zur
Verantwortlichkeit von Wissenschaftlern bezüglich der »ethischen« Legitimation von Folter von Seiten der American Psychological Association.
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