Ich fühle mich gesund. Ich bin zufrieden mit mir und meinem Leben. Sicher gibt es immer Rückschläge, nachdenkliche Zeiten, aber auch Erfolgsgefühle und glückliche Momente in meinem Leben. Alles in allem bin ich jedoch ein recht zufriedener und ausgeglichener Mensch, auch wenn einige vermuten mögen, mein kritischer Geist rühre von einer unzufriedenen Seele her. Dem ist aber nicht so. Es ist eben einfach meine Art. Soweit so gut.
Wenn ich mich jetzt entscheiden würde, eine Therapie zu machen, stelle ich folgende These auf:
Der Therapeut würde nach spätestens zwei oder drei Sitzungen, bei mir etwas vermeintlich ungesundes finden. Er würde vermutlich solange in meiner Psyche bohren und popeln, bis er eine Diagnose erstellen kann. Was würde das über Psychologen und Therapeuten aussagen? Machen sie gesunde Menschen krank bzw. sorgen sie für ihre eigenen Patienten? Werden Therapeuten maßlos überschätzt? Oder sind wir einfach alle krank und wissen es nur nicht?
P:S: Passt zwar jetzt nicht hier hin, aber wir haben unsere »Kommentieren-Infoseite« aktualisiert.
Das wirklich therapiewürdige wäre für viele Therapisten, dieser unglaubliche Therapieglaube und ‑fanatismus an und für sich. Klar, dass damit Therapeuten ihren Geldbeutel therapieren und therapeutisch exakte Therapien sondieren.Die normale menschliche Vielfalt muss schließlich, auf Teufel komm raus, einheitlich therapiert (homogenisiert) werden.
Tha, Thi, Tho Therapi...... Brrr. (Ich hab beim Deutschen ein Th — zu Ti-Äitsch-Problem. Wird man therapieren müssen ;-)
»Vorsicht!
Ein Philosoph
der aus dem Mund riecht
wird eine Philosophie
entwickeln
die schlüssig darlegt
warum ein Mensch
lebensunfähig ist
wenn er nicht
aus dem Mund riecht!«
aus : Jörn Pfennig, Hand aufs Hirn
Gibt aber bestimmt auch Therapeuten die so etwas wie »verschwenden Sie nicht meine Zeit, es gibt genug Patienten die wirklich Hilfe brauchen« sagen würden.
Ist ja nicht so, dass die alle das »böse Gen« haben.
Lieber epikur,
wie kommst du auf so einen Zusammenhang: ». . .mein kritischer Geist rühre von einer unzufriedenen Seele her«?
Andrerseits, ist es ein Symptom unserer kapitalistischen Gesellschaft, wenn man wie du solche »Analogien« herstellt?
War Freud nicht die »Antwort« auf Ford und die begonnene Vermarktung des Menschen als Nur-Arbeitskraft?
Hab´da bei Bob Grenier (amerikanicher lanquage poet) folgende Aussage gefunden:
»Geschichte bietet uns eine neue Methode, mit deren Hilfe wir sie betrachten können, als wäre sie ein kugelförmiges und zugleich offenes Kontinuum.
Die Welt ist gegenwärtig im Verstand und bestimmt denselben, er kann die Welt auch widerspiegeln.
Häufig ist der Spiegel getrübt. Was Sein genannt wird, trickst sich selber aus. Es bringt die Welt hervor und läßt sie fallen, ein und derselbe Vorgang, durch den es sich wieder in sich selbst zurückzieht.«
Ich hoffe, ich habe jetzt nicht die neuen Kommentar-Regeln verletzt?!
@Scribine
Och, ich hab schon öfters zu hören bekommen, ob ich nicht unzufrieden, unglücklich oder frustriert mit meinem Leben sei. Schließlich kritisiere ich doch soviel. Ich glaube nicht an diese Analogie, ganz im Gegenteil. Sie wird nur oft reproduziert.
Und nein, Du hast sicher nicht gegen unsere Kommentarregeln verstoßen.
@jtheripper
Therapeuten leben ja davon, Diagnosen zu erstellen und Menschen zu therapieren. Die wären ja schön doof, wenn sie der Mehrheit ihrer vermeintlichen Patienten »Gesundheit« attestieren würden, oder? ;)
hehehe...
Ich beschäftige mich mit der Psychologie als Hobby und man braucht keine 2–3 Sitzungen, um einem modernen Menschen irgendeine Macke zu attestieren, eine reicht schon da schon vollkommen aus. Wir sind alle ein Bisschen psychopathisch und soziopathisch, die einen sind es mehr, die anderen weniger, aber psychische Störungen sind wohl so etwas wie eine moderne Volkskrankheit geworden. Es ist auch kein Wunder, wir leben ja schließlich völlig ungesund und widernatürlich, wo es eigentlich schon als verpönt gilt sich seiner menschlichen Natur entsprechend zu verhalten. Genau das macht uns alle aber krank, denn unsere Instikte können wir nicht verleugnen und auch die Psyche lässt sich nicht betrügen.
Ich habe ja nichs von einer Mehrheit gesagt, nur von dir :-P Und nein sie wären nicht doof, nur menschlich.
Natürlich würde eine Thearpeut etwas finden. Es gibt schließlich ist die Definition von Gesundheit: „ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“[
Das ist natürlich ein sehr dehnbarer Begriff.
Das kommt komplett auf den Therapeuten an, würde ich sagen.
Ein professioneller und GUTER Seelenklempner wird erkennen, was therapiebedürftig ist und was nicht. Natürlich kann man auf sehr hohem Niveau jammern und dann immer etwas finden, dass es zu »reparieren« gibt.
Freilich ist das nicht Sinn der Sache (einer Therapie) und genauso freilich gibt es leider Therapeuten, die so betriebsblind sind, dass sie meinen, jedem Menschen eine taufrische und reine Psyche verpassen zu müssen. Daher kommt wohl auch das Vorurteil, dass Therapeuten oft selber einen »in der Krone« haben.
Dass Psychotherapie natürlich auch ein Geschäft ist, kommt erschwerend hinzu.
Neben all der notwendigen professionellen Behandlung, die bei dem Einen oder Anderen angezeigt ist, würde vielen Menschen viel besser ein enger Vertrauter helfen, der ganz offen sagt »Mensch, jetzt reiß dich aber mal zusammen !«. Kann (in leichten Fällen) gerne mal 10 Sitzungen sparen.
Ein kritischer Geist erwächst m.E. aus einer hohen Ansprüchen. Wer jetzt hohe Ansprüche als therapiewürdig erachtet (könnte ja tatsächlich Unzufriedenheit dahinter stehen), der sollte mal drüber nachdenken, wofür niedrige Ansprüche stehen könnten.
Nein, wir sind nicht alle krank !
sry, das Kommentar von Manul etwas spät freigeschaltet. *shame on me
Neben all der notwendigen professionellen Behandlung, die bei dem Einen oder Anderen angezeigt ist, würde vielen Menschen viel besser ein enger Vertrauter helfen, der ganz offen sagt »Mensch, jetzt reiß dich aber mal zusammen !«.
Kann (in leichten Fällen) gerne mal 10 Sitzungen sparen.
Für den Satz 1000 Euro Strafe zahlen in die Gesundheitskasse.
Nichts ist schlimmer als Selbsternannte Disziplinatoren. Diese Gattung Selbstherrlicher, sich Selbst als äußerst starke Menschen sehenden. Genau sofort dann auf der Palme, wenn ein anderer mal nicht so gut funktioniert. Gerade diese »Reiß dich mal zusammen!«-Diktatur macht die Menschen kaputt und verhindert, das wichtige Gespräche geführt werden und wichtige individuelle Entwicklungsprozesse in die Gänge kommen.
So tanzen alle um das goldene Kalb der Stärke, betrügen sich selbst mit Verdrängung von allem was Leistungseinbußen andeutet. Dann stellt stellt das Land verwundert fest, das Depression, ADS, ADHS, Burnout u.ä. »Krankheiten« zunehmen. Dabei ist es nicht krankhaft in einer kranken Gesellschaft die Waffen zu strecken und zu sagen: Ich kann da nicht mehr mitmachen!! Sondern mitzumachen ist die Krankheit! Und das auch noch als Stärke und Erfolg zu verkaufen ist wahre Schwäche und die große Krankheit unserer Kultur.
Arno Gruens Betrachtungen dazu sind empfehlenswert.
http://www.amazon.de/Wahnsinn-Normalit%C3%A4t-menschlichen-Destruktivit%C3%A4t-grundlegende/dp/3423350024
Interessanter Artikel. Therapeuten sorgen für ihre eigenen Patienten und das ist normal.