Filmtip: the Road

The Road ist ein Film der den Titel »Endzeitfilm« wirklich verdient hat. Das Genre hat schon jedemenge Filme herausgebracht, aber nur sehr wenige haben es geschafft, die düstere und hoffnungslose Stimmung einer postapokalyptischen Welt einzufangen. Viele dieser Endzeitfilme haben stereotype Protagonisten (Waterworld, Postman, Book of Eli, Cyborg, Aeon Flux usw.)  die in Hollywoodmanier platte Sprüche und dumme Witze reißen. Das Setting und das Aussehen der Charaktere ist vermeintlich cool und dient nur als Mittel zum Zweck. »The Road« geht an das Thema völlig anders heran und nimmt die postapokalyptische Welt sehr ernst. Dies verleiht dem Film eine einzigartige Atmossphäre.

Viggo Mortensen (Aragorn aus Herr der Ringe) beweist in der Literaturverfilmung von Cormack  McCarthy (No Country For Old Men) endgültig, dass er ein Charakterdarsteller ist. Er spielt einen Vater, der zusammen mit seinem Sohn ums nackte Überleben kämpft. Dabei versucht er in einer Welt des nackten Grauens, in der viele Überlebende der Apokalypse ihre Menschlichkeit und ihre Moral abgelegt haben, seinen Sohn zu einem guten Menschen zu erziehen. Der Film vollzieht ständig die Gratwanderung zwischen pragmatischem Überlebensdrang und Menschlichkeit. Die essentielle Frage, warum man in solch einer Welt überhaupt leben sollte und woher man Mut, Kraft und Hoffnung ziehen soll und dass man letztlich keinem Menschen mehr vertrauen kann, erzeugt beim Zuschauer eine große Anspannung und Beklemmtheit.

Selten habe ich solch einen düsteren Film gesehen. Er regt jedoch stark zum Nachdenken an: zuerst das Fressen, dann die Moral? Können wir uns Menschlichkeit nur leisten, wenn es uns gut geht? Ein Film, der das nackte Grauen einer postapokalyptischen Welt sehr ernst und realitätsnah beschreibt.

Einen ersten Eindruck könnt ihr euch hier verschaffen:

2 Gedanken zu “Filmtip: the Road

  1. Nun muss ich doch glatt rausfinden, ob dieser Film auch in meiner nichtigen Heimatstadt gezeigt wird, über die sich schon seit mindestens 17...18 Jahren eine Art von Endzeitstimmung gelegt hat. Na, sagen wir fairerweise, sie dümpelt zwischen l e i s e r und stetig stiller werdender Aufbruchstimmung sowie einer immer sichtbareren schleichenden Apokalypse vor sich her.

    Einerseits wurden hier und da (v.a. Dank EU-Höchstfördergebiet und Billigstlöhne) eine handvoll supermoderner Produktionsbetriebe auf die grüne Wiese gestellt. In vielen dieser Fabriken herrscht eine (zu selten thematisierte) Art von Goldrausch für jene ab mittlerer Führungsebene aufwärts, für die produzierende Mehrheit jenseits davon jedoch übelster Kapitalismus.

    Andererseits gibt es in der Region eine wachsende Zahl verrottender ehemaliger Industriegebiete und noch viel mehr zerfallende Ex-Landwirtschaftsbetriebe, welche sich als günstige Filmkulisse für Kriegsdramen o.ä. geradezu anbieten würden. An solchen Orten hat das Armageddon bereits Quartier bezogen.

    Neulich war ich (eher zufällig) über einen Film gestolpert der mich gleichzeitig betroffen und hoffen macht. Requiem for Detroit könnte man vielleicht als das non-fiction Pendant zu dem fiktionalen The Road bezeichnen. Der Film zeigt den sichtbaren Niedergang des einstigen El Dorado der Autoproduktion. Die Einwohnerzahl von Detroit City hat sich innerhalb einer Generation mehr als halbiert. Auf den ersten Freeways Amerikas ist die rush hour zu einem Fremdwort verkümmert :-) Allerorten findet man Büros, Postschalter, Polizeistationen als wären sie vor wenigen Stunden noch besetzt. Wie ein slow-motion Katrina zerfrisst die Deindustrialisierung nach und nach die Infrastruktur. 40 Prozent des innerstädtischen Grund und Boden sind im Begriff sich wieder in Prärie zu verwandeln. Ganze Wohnviertel zerfallen und denaturieren gleichzeitig. Riesige Gebäudekomplexe und ehemalige Einkaufs- & Vergnügungstempel stehen da wie Geisterschiffe. Vandalismus, Kriminalität, Brandstiftung, Hundekämpfe, etc. haben dort Einzug gehalten...

    Dieser Prozess bringt aber auch völlig neue Bewegungen und Ideen hervor. Straßen werden künstlerisch umgestaltet. Immer mehr Menschen finden zusammen, um Brachflächen in landwirtschaftlich nutzbare Flächen zu verwandeln. Hier ist eine echte prosperierende städtische Agrarbewegung entstanden, deren Ideen inzwischen in den gesamten Vereinigten Staaten aufgegriffen werden...

    Man kann sich die englischsprachige Version der BBC-Produktion hier ansehen (ca. 75 min):

    http://www.youtube.com/watch?v=2OpXhd7iau8

  2. @Frank F.
    Deine Beschreibung erinnert mich ein wenig an die kleinen Industriegebiete in meinem Umkreis. Das sieht von außen auch wie Aufbruch aus. Sieht man es sich etwas genauer an, entdeckt man die Leichen der Vorzeit. Und bei den wenigen, die wirklich neu sind, passiert genau das was du beschreibst, bezüglich der Mitte aufwärts, und abwärts. Wirklich schöne Beschreibung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.