In dieser Rubrik erscheint gegen Ende eines jeden Monats ein gemeinsamer Rückblick der ZG-Redaktion. Das vorgegebene Thema wird abwechselnd bestimmt. Heute geht es um das Wetter.
jtheripper sagt:
Was interessiert mich der Status der Finanzkrise. Mir ist egal wie sich Leute Kinderpornografie besorgen und wie wir durch diesen Umstand vielleicht eine mittelmäßige Internetzensur bekommen. Und jetzt soll ich auch noch über die Wahlpflicht Religion/Ethik abstimmen. Das ist doch alles uninteressant. Viel anregender ist doch das Wetter. Da hatten wir am Anfang der Woche noch ein starkes Schneetreiben und ‑2 Grad und nun scheint die Sonne und die Temperaturen schießen in die Höhe. Na das ist doch mal was. Da ist Abwechslung drin und am Ende sogar noch ein Happy-End. Was will man mehr. Die beste Unterhaltung spielt sich vor dem Fenster ab und wenn man mehr der aktive Mensch ist, muss man nur aus dem selbigen hüpfen und ist mitten im Geschehen.
todesglupsch sagt:
Was jetzt? Ist denn etwa schon Frühling? Du hättest mich warnen sollen, ich wohne im dritten Stock. Aber ich wollte so gern ein aktiver Mensch sein.
epikur sagt:
Es kann einfach nicht sein, dass unser Klima macht was es will, wozu es dann noch »schützen«? Welches Gesellschaftssystem herrscht eigentlich »dort oben«? Gibt es über den Wolken Gewaltenteilung? Eine freie Presse? Ein Sozialsystem? Haben Gewitterwolken eine andere Konfession als Mutterwolken? Wie beeinflusst die Lage und Stärke des Regens die Selbstmordrate von Meerschweinchen? Ist die Nacht an sich, normativ betrachtet, institutionell oder konstruktivistisch veranlagt? Sind Herbstwinde depressiver als Hurricanes? Welches Interesse verfolgt eigentlich die Sonne?
»... Weil die Menschen einmal der Tierwelt angehört haben, sprechen sie noch heute so oft über das Wetter und das Klima; das ist eine primitive Erinnerung, die die Sinnesorgane geprägt hat und mit den Überlebensbedingungen vorgeschichtlicher Zeiten verbunden ist. Diese begrenzten, stereotypen Gespräche sind jedoch noch immer das Zeichen für ein echtes Problem: Obwohl wir in Häusern wohnen, in denen wir aufgrund einer erprobten, zuverlässigen Technik die Garantie stabiler klimatischer Bedingungen haben, sind wir unfähig, uns von diesem tierischen Atavismus zu lösen...«
— Michel Houellebecq, »Die Möglichkeit einer Insel« -