Diese Formulierung hat jeder schon einmal gehört und vermutlich leichtfertig über sich ergehen lassen. Die »technische Störung« soll eine Fehlfunktion bezeichnen, für die niemand verantwortlich ist und gemacht werden kann.
Die Maschine macht nur das, was der Mensch ihr befiehlt — sie ist ohne Ethik, Willen und Eigennutz. Sie ist pragmatisch, effizient und berechnend. Insofern kann ihr nichts vorgeworfen werden. In ihr findet quasi eine Verantwortungsauflösung statt, ähnlich wie in der Argumentation des »Sachzwangs«. Ich bin nicht schuld — die Sache bzw. die Technik ist schuld und damit niemand. Der unerschütterliche Glaube, an die Macht der Technologien und des technischen Fortschritts suggeriert vielen Menschen, dass technischer Fortschritt gleichzusetzen sei, mit menschlichem Fortschritt. Dabei haben weder das Internet, das Auto, der Fernseher oder andere technische Errungenschaften die Kriminalitätsrate gesenkt, die Scheidungsquote vermindert oder die Menschen glücklicher gemacht, wie Neil Postman treffend in »das Technopol« festhält.
Die »technische Störung« erinnert uns daran, welchen Preis es mit sich bringt, der Maschine bzw. den Technologien blindlings zu vertrauen. Zwar wurde dieses Problem schon häufig in Literatur und Film thematisiert (z.B. in Asimovs Roboterbüchern oder in Kubricks »2001: Odysse im Weltraum« beim Supercomputer Hal 9000) — dennoch übertragen wir immer mehr Verantwortungskompetenzen den Maschinen und verlieren dabei zusehends wertvolle menschliche Fähigkeiten. Ärzte verlassen sich auf ihre Geräte und verlernen es, eigenhändige Diagnosen zu stellen. Schüler benutzen Taschenrechner und verlernen Kopfrechnen und das schriftliche Rechnen usw.
Davon abgesehen bin ich mir nichtmal sicher, ob es sich wirklich jedesmal um »technische Störungen« oder nicht doch um etwas anderes handelt (Inkompetenz, Sabotage, mangelnde Wartungen etc). Der Technik wird jedoch leichter verziehen, als dem Menschen, und so wird diese Floskel gerne als Begründung verwendet und nicht selten instrumentalisiert.
(Bildquelle: flickr.com. von mkorsakov)
Es gibt einfach keine technischen Störungen, sondern immer nur menschliches Versagen.Wenn eine Maschine versagt, dann hat der Mensch versagt, entweder der, der sie bedient oder der, der ihr zuarbeitet oder der, der sie kontruiert oder der der sie gebaut hat. Irgendwo hat immer ein Mensch einen Fehler gemacht oder vergessen, etwas zu berücksichtigen.
Wer es genau wissen will, der braucht nur die 5‑Warum-Methodik von Toyota zu stellen:
Beispiel: Die Produktion steht still
1. Warum steht die Produktion still? — Weil die Fräsmaschine ausgefallen ist.
2. Warum ist die Fräsmaschine ausgefallen? — Weil sie überhitzt war.
3. Warum war sie überhitzt? — Weil kein Kühlmittel mehr floß.
4. Warum floß kein Kühlmittel? — Weil die Zuleitung verstopft war.
5. Warum war die Zuleitung verstopft? — Weil vergessen wurde, das Sieb zu reinigen.
Also hat hier auch wieder ein Mensch versagt!
Daher ist die Behauptung, es sei eine technische Störung für mich immer eine faule Ausrede. Und es wäre beim obigen Beispiel Aufgabe des Konstrukteurs der Maschine gewesen, so eine Fehlermöglichkeit in Betracht zu ziehen.
In früheren Zeiten hat man ausgesuchte Schaltkreise in z.B. Fernsehgeräten so vorauskalkuliert dass man einen Zeitpunkt einschätzen konnte wann bestimmte andere Teile dadurch defekt wurden. Man nannte dies Folgefehlerabschätzung. Wie schnell sich eine Zeit ändert und die Produktion von Geräten sich automatisch in eine Serviceinfrastruktur integriert kann man am Bedarf dieser Folgefehlerabschätzung selber abschätzen. Bei der Autoindustrie hat man’s ein wenig übertrieben ;-)
Sicher ist für die meisten technischen Mängel immer noch der Mensch verantwortlich.
Aber es gibt eben auch Mängel, die einfach durch Abnutzung entstehen ‑durch die häufige Wartung sollte das aber eher selten vorkommen :D
Dann muss man eben eine Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse durchführen und dann weiß man Bescheid :D