Je kälter, unsozialer, ungerechter und egoistischer eine Gesellschaft wird, umso stärker ist das Bedürfnis nach einem ganz persönlichen Schneckenhäuschen. Die Sehnsucht nach einem (Nicht-)Ort, der Wärme, ein Gefühl von Heimat und Geborgenheit gibt. Im folgenden ein Phänomen, dass wohl eher selten damit in Verbindung gebracht werden wird.
Berlin. Großstadt. Tim macht sich auf den Weg zur (Lohn-)Arbeit. Die Menschenmassen, die ihn in Bus und Bahn förmlich entgegenschwemmen, belasten ihn, machen ihn mißmutig. Sofern es möglich ist, wendet er den Blick von seinen Mitmenschen ab. Er versucht, durch sie hindurch zu schauen. Tim will sich jetzt in sich selbst zurückziehen. Er will weder angesprochen, noch angeschaut werden in der Öffentlichkeit. Tim will sich jetzt von seiner Umwelt abkapseln. Um diesen Zustand zu erreichen, fährt er jetzt seinen ganz persönlichen Schutzschild hoch. Ein dicker Panzer, der ihm ein wohliges, vertrautes Gefühl gibt. Ein Meer von Emotionen durchflutet ihn liebevoll. Positive Erinnerungen und Gedanken kommen in ihm hoch. Nun lächelt er selbstverloren ein wenig. Er fühlt sich besser. Er befindet sich jetzt in einem Vakuum-dichten Ballon. Alles was außerhalb dieses Ballons geschieht interessiert ihn nicht. Tim hört Musik mit einem MP3-Player oder Handy.
Tim hat sich eine handfeste Depression eingehandelt, mit der übrigens nicht zu spaßen ist.
Sowas kann bis zu körperlichen Schmerzen und dauerhaften Leiden führen!
In so einer degenerierten Gesellschaft bei Verstand zu bleiben, ist eine Herausforderung, jeden Tag auf´s Neue.
Alles Gute für Tim und all die anderen »Tim´s« , die mit Ihm in Bus und Bahn fahren.
Hmm ja, habe ich auch schon oft gedacht wenn ich mir Menschen in der U bahn beobachte, die jeden Tag Musik hören, Bücher lesen, PSP spielen usw. Ab und zu ist ok, aber man muss auch seine Umgebung und Mitmenschen wahrnehmen können. Wir sind aber alle isolierte Individuen in dieser Gesellschaft, momentan kein Kraut dagegen gewachsen.