»Früher war die Naturwissenschaft ein Mittel zur Abwendung von Naturkatastrophen. Heute zur Anwendung.«
- Dr. phil. Jeannine Luczak
Das Wort Naturkatastrophe setzt sich aus dem lateinischen Wort »natura,« die Geburt, und dem griechischen Begriff »katastrephein« für umwenden zusammen. Als Naturkatastrophen werden Vulkanausbrüche, Erdbeben, Fluten, Stürme, Waldbrände und Bergeinstürze bezeichnet. Eine einheitliche Definition des Begriffes gibt es bis heute nicht. Vielfach wird die Naturkatastrophe als ein Ereignis definiert, das negative Auswirkungen auf den Menschen und dessen Infrastruktur und Wirtschaft zeitigt. Der Terminus suggeriert, als seien diese Katastrophen rein natürlichen Ursprungs und der Mensch sei lediglich Opfer dieser Ereignisse. Dabei wird verschwiegen, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel entschieden dazu beiträgt, Naturkatastrophen zu forcieren.
So sind Vulkanausbrüche und Erdbeben für die Natur selbst meist keine Katastrophen, da sich die Natur schnell von solchen Ereignissen erholt. Für den Menschen sind es indes Katastrophen da es häufig viele Tote und große wirtschaftliche Schäden gibt. Nebenfaktoren solcher Katastrophen sind vor allem auch die globale expotentielle Bevölkerungszunahme, die Konzentration der Bevölkerung und der wirtschaftlichen Infrastruktur in Großstädten sowie eine starke Besiedlung und Industrialisierung in Küstennähe. Seit 1950 gibt es eine weltweit starke Zunahme von Naturkatastrophen.
Sie werden auch heute noch in weiten Teilen der Erde als religiöse Zeichen, vielmehr als den Zorn der Götter gedeutet. Ob diese Ereignisse tatsächlich religiösen Ursprungs sind, sei mal dahingestellt. Fakt ist, dass der Mensch durch seine Lebensweise wesentlich für die Zunahme von Naturkatastrophen mitverantwortlich ist. Insofern verschleiert der Begriff hier die Mitschuld des Menschen.
Lieber Markus,
meinst Du exponentiell anstelle von expotentiell?
Interessant wäre bei dem von Dir angesprochenen Thema auf Voltaire und das Erdbeben zu Lissabon von 1755 hinzuweisen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeben_von_Lissabon
Außerdem sehr wichtig zum Thema selbstgemachte/menschengemachte Katastrophen das Buch von Hans Jonas »Prinzip Verantwortung«, d.h. wie können wir das Bewußtsein der Folgen unseres Handelns erlangen und wie können wir es vermeidn, durch unser Handeln Katastrophen zu produzieren.
Wie wahr, wie wahr!
Und doch gibt es meiner Meinung nach noch mindestens einen weiteren Aspekt, der in diesem Zusammenhang erwähnt werden sollte. In der herrschenden Ideologie wird sowohl der Begriff als auch das Ereignis »Naturkatastrophe« in verschiedenster Weise instrumentalisiert. Je nach Bedarf — um von bestimmten Tatsachen abzulenken, um (dem Ziel dienlich) zu überspitzen oder aber um gleich den ›reinen Tisch‹ anzuregen. Letzteres hat die kanadische Autorin Naomi Klein in ihrem immer wieder höchst empfehlenswerten Buch »Die Schock-Strategie — Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus« anhand mehrerer Beispiele beschrieben.
Last but not least: Wird uns — der Allgemeinheit — nicht auch suggeriert, dass die sogenannte Finanzkrise (aus der schlussendlich alle nachfolgend stattgefundenen und noch stattzufindenden Krisen resultieren) ein unvorhersehbares Ereignis, verursacht durch nicht zu beeinflussende Kräfte ausgelöst wurde?
Dabei kennt doch diesbezüglich mittlerweile jeder, der in kritischen Blogs liest und schreibt, Ross und Reiter mit Namen. Die die in Politik, Wirtschaft und Finanz auf der Kommandobrücke stehen.
Die namentliche Liste der Mensch gewordenen Naturkatastrophen gehört ins Netz gestellt. Jeden Tag neu, wie ein Mantra. So lange, bis auch der Letzte diese Liste begriffen hat...
:-( Warum einfach wenn es kompliziert auch geht? :-)
Der zweite Abschnitt meines Kommentars (von 10:05) klingt wohl doch ziemlich chaotisch unverständlich. Dann versuche ich den Satz halt weniger verworren zu formulieren:
Wird uns nicht auch die sogenannte Finanzkrise als eine Art Naturkatastrophe ›verkauft‹?
Non si capisce granché!