»Die Zusammenarbeit von Stadt und Arbeitsagentur in der Arbeitsgemeinschaft Jobcenter, kurz ARGE genannt, funktioniert. Sie funktioniert so gut, dass es gelungen ist, die Arbeitslosenquote bei den unter 25 — Jährigen auf 3,6 Prozent zu drücken«
- Mitteilung von Stadtrat Joachim Horner aus der Gemeinderatsfraktion der SPD Mannheim vom 9. Februar 2009
Die Bezeichnungen des sog. »Jobcenters«, der »Arbeitsgemeinschaft« (ARGE) oder auch der »Agentur für Arbeit« sind klassische Euphemismen. Das zu deutsch »Zentrum für Arbeit« suggeriert eine Institution, in der es Lohnarbeit zu verteilen gäbe. Ein Hort der Arbeit für Arbeitssuchende quasi. In Wahrheit wird Arbeitslosigkeit, werden die Arbeitslosen verwaltet, schikaniert und herumgestoßen. Das gleiche gilt für die »Agentur für Arbeit«. Dieses Marketing-BWL-Neusprech soll dem Arbeitslosen klar machen, dass dort vermittelt und nicht verwaltet wird.
Mit dieser Bezeichnung soll den Arbeitslosen suggeriert werden, dass es ja genügend Lohnarbeit zu verteilen gäbe. Es liegt also nicht an mangelnden Arbeitsplätzen, sondern an der Qualifizierung des Arbeitssuchenden. Und hier beginnt das Jobcenter seine Legitimierung für sämtliche (Repressions-)Maßnahmen zu begründen. Der »Kunde« müsse mehr Eigenverantwortung zeigen, Schulabschlüsse nachmachen, Bewerbungstrainingskurse absolvieren, 1‑Euro-Jobs machen und sich sowieso weiterbilden, was das Zeug hält. Natürlich wird er dazu nicht gezwungen, sondern »eingeladen«. Dann hat er vielleicht eines Tages die Chance einen der so vielen Jobs — welche die ARGE, das Jobcenter und die Agentur für Arbeit für alle bereit halten — zu bekommen.
Grundsätzlich muss natürlich betont werden, dass »Jobs« heutzutage schon lange keine sozialversicherungspflichtige Vollbeschäftigung mehr bedeuten. Alles wird als Job definiert, solange der Arbeitslose nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik auftaucht. Ob 1‑Euro-Jobs, Leiharbeit, Aufstocker, Mini-Jobs, Praktika oder Maßnahmen. Beschäftigung im Sinne von »beschäftigt sein« ist alles.
Die ARGE-Sachbearbeiter lassen sich hier für Unrecht instrumentalisieren, und mich erschreckt in welcher Art und Weise der Untertan funktioniert. Sanktionen, gar Nullsanktionen führen zu Sippenhaft, was erst kürzlich das Landessozialgericht in Celle auch so beim Namen nannte. Der zunehmend handlungsunfähig werdende Staat agiert willkürlich und benützt Mittel, zu denen sich in Lexika lesen lässt, dass sie Merkmal eines totalitären Staates wären.
Wer in ARGEn dieses Unrecht umsetzt, ist ein Täter, oder ein Mitläufer. Entweder, oder, je nach Motivation.
Und jeder SB, mit einem Funken Anstand, Moral, oder Gewissen im Arsch, müsste auf der Stelle kündigen.
Aber?
Sanktion nach SGB.II
Robert Rutkowski
Es gibt in Deutschland offiziell etwa 4Millionen Arbeitslose im Sinne der Statistik. Darüber hinaus gibt es eine gute Million Menschen die in Maßnahmen feststecken, welche die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen sollen, wo man wiederholt lernen darf, wie man sich auf Arbeit bewirbt, die es nicht gibt. Es gibt eine weitere Million Menschen die gerade vom arbeitslosen Tischler zum arbeitslosen Maurer o.ä. umschulen, es gibt eine weitere Million Arbeitsloser, derer sich die Statistik aufs Altersteil entsorgt, und es gibt einige hunderttausend Menschen, die ob des Einkommensreichtums ihres Lebenspartners kein Recht auf staatliche Unterstützung haben, wie es auch kranke Arbeitslose gibt, die natürlich nicht als arbeitslos gezählt werden dürfen.
Es gibt also 8Millionen Menschen die keine Arbeit finden, weil es keine Arbeit gibt, weil Produktivität ein Segen ist. Will heißen: Buk vor 30 Jahren ein Bäcker das Brot für 500 Leute, so tut dies heute ein Automat für 100.000 Menschen. Was also tun die heute nicht mehr gebrauchten 199 Bäcker? Dem Himmel(?) sei dank, gibt es Unterstützung für aus diesem Grund in Bedürftigkeit geratene Menschen. Zunächst Arbeitslosengeld, nach einem Jahr Arbeitslosengeld II (Alg.II). Immerhin ist sie sozial, unsere Marktwirtschaft.
http://dasdenken.blog.de/2008/01/21/faschismus~3611274/
Auch wenn die Bezeichnung „Job“ heute mit einem Arbeitsplatz gleichgesetzt wird, ist dieser Begriff nach wie vor die Bezeichnung für eine vorübergehende Beschäftigung, dass Ausüben einer (niederen) Tätigkeit zwecks zusätzlichen Gelderwerbs.
Auch möge der Eine oder Andere entgegnen, dass diese Wortschöpfung (Job) einer sprachlichen Folge der Globalisierung geschuldet sei – weil aus dem angelsächsischen und „Arbeitsplatz“ meint.
Verrohung der Sprache oder nicht, wenn heute ein „Jobcenter“ das ist, was vor nicht allzu langer Zeit noch ein Arbeitsamt war, so müsste doch die zunehmende Zahl an Menschen verwundern, die vom Lohn ihrer Arbeit nicht mehr leben können.
Es ist Realität, dass man uns Arbeitsplätze nimmt und Jobs gibt!
Die zuständigen Behörden stellen ihrerseits die heute so hoch gelobte Flexibilität unter Beweis. Sie gehen mit gutem Beispiel voran und machen kurzer Hand aus einem Arbeitsamt ein Jobcenter. Das ist kein Anglizismus, dass meinen die wirklich so.
»Arbeitslosenquote drücken« ist nichts neues, wirklich neu könnte jedoch die nächste Stufe der Flexibilisierung von Arbeit werden:
Wenn in Zukunft aus Deinem „Job“ ein „Ehrenamt“ wird!
Beste Grüße von
PoKoBi.de
@Alexander Tetzlaf:
Haben Sie irgendwo belastbare Belege für die angeführten Zahlen?
Man fasst also die Leute in Maßnahmen und diejenigen in Umschulungen nicht zusammen?
Dass aber, wer krank ist, nicht gezählt wird, kann ich noch insoweit nachvollziehen, dass der Kranke so oder so nicht arbeiten kann.
In den 80er und 90er Jahren gab es die Frühverrentungspraxis, die sich teilweise auch bis heute auswirken dürfte, in dem Sinne, dass Arbeitslosigkeit kaschiert wird.
Leider ist es schwierig, in den Weiten des Internets ›mal eine vernünftige Auflistung zu finden, damit man sich ein Bild machen kann.
Grüße
@andi1789
Theonussbaum.de listet die Zahlen gut und seriös auf. Im Juli bekamen demnach knapp 6 Millionen Menschen Leistungen nach dem SGB2 und knapp 1,6 Millionen Menschen befanden sich in einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme.
Es ist traurig, was aus unserem Sozialstaat geworden ist! Für Superreiche gibt es direkt Zugriff über Bad Banken auf die Milliarden der Steuerzahler und die kleinen Leute werden ausgepresst. Leider musste ich nach 50 Jahren steuerzahlen, nun doch auch für 3 Monate Bekanntschaft mit dem (Reichsarbeitsdienst) ARGE machen. Meine Familie war keine Familie mehr, sondern eine Bedarfsgemeinschaft. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass der Begriff Familie “noch” vom Grundgesetz geschützt ist. Man nannte uns Kunde anstatt Antragsteller oder Bittsteller. Unter Kunde stellt man sich im allgemeinen was Positives vor, wir waren jedoch von der Gnade der Sklaventreiber abhängig. Die Aussage: “Entweder Sie spielen mit und Unterschreiben oder keine Leistungen!” trifft es am ehesten. Wir hoffen wir kommen nie mehr in die Situation in die Mühlen der Arbeitslosenindustrie zu geraden. Jemand sollte sich mal die Mühe machen zu recherchieren, wer an diesem ganzen alternativen Bildungssystem, Beraterwesen und Eineurojobs wirklich gross Kasse macht.
@epikur: Danke für den Hinweis!