Soeben haben wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass die nächste Bundesregierung im Herbst 2009 das Grundgesetz ändern wird. Es wird dann folgende Anpassungen geben:
Artikel 1 [Würde des Profites, des Kapitals und der Kapitalseigner]
(1) Die Würde des Eigentums ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Kapitalrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft.
Artikel 2 [Allgemeine Handlungsfreiheit]
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Profitinteressen, soweit er nicht die Vertragsrechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung des jeweiligen Unternehmens oder gegen das Tauschgesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Konsum und körperliche Ertüchtigung. Die Freiheit des Kapitals ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund von Bilanzverlusten eingegriffen werden.
Artikel 3 [Gleichheit vor dem Gesetz]
(1) Alle Waren sind vor dem Markt gleich.
Artikel 5 [Pressefreiheit]
(1) Jeder Marktteilnehmer hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert Propaganda zu verbreiten. Die Pressefreiheit der Medienkonzerne und die Freiheit der Großverlage werden gewährleistet. Eine Aufklärung findet nicht statt.
Artikel 7 [Schulwesen]
(1) Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Marktes.
Artikel 12 [Berufspflicht]
(1) Alle Deutschen haben die Pflicht, Beruf, Arbeitsplatz oder eine Ausbildungsstätte zu wählen. Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erzwungen werden.
(2) Jeder muss zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, auch im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Arbeitspflicht.
(3) Zwangsarbeit ist zulässig.
Na, dann wollen wir doch mal alles dafür tun, dass es nicht dazu kommt.
Allerdings, plädiere ich dafür, dass wir schon mal eine gemeinsame Verfassung für Deutschland diskutieren.
Schon, um alle Punkte, die oben genannt wurden ad acta zu legen.
die gangster ändern die gesetze so, daß ihre verbrechen legal werden. deine »utopie« ist gar nicht so utopisch.
Wir können ja gleich die Ferengi-Erwerbsregeln nehmen
Na das ist mein Stickwort und dazu fällt mir doch Erwerbsregel Nummer 283 ein: »Regeln ändern sich«
Hier die restlichen 285 Regeln zum Copy&Paste ins Grundgesetzt. Wobei die Liste nicht komplett ist, sonst würde man gegen Regel 270 verstoßen: »Gib niemals die kompletten Erwerbsregeln preis«
Tjahaha — die denken nur leider nie an die Möglichkeit, dass sich plötzlich jemand anderer an die Macht hievt und dann all die netten Gesetze auf sie selbst angewendet werden...
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Kleine Ergänzungen (3.2 und 3.3 und 7.2 sind von mir)
Artikel 3 [Gleichheit vor dem Gesetz]
(1) Alle Waren sind vor dem Markt gleich.
(2) Finanzprodukte unterstehen dem besonderen Schutz des Staates.
(3) Arbeitskräfte sind rechtlich materiellen und immateriellen Handelsgütern gleichgestellt, jegliches psychologische Argument zur Ware Arbeitskraft ist in arbeitsrechtlichen Fragen irrelevant.
Artikel 7 [Schulwesen]
(1) Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Marktes.
(2) Als privat deklarierte, öffentlich finanzierte Schulen stehen unter Aufsicht der Eliten, die Zugang, Lehrplan, Lehrkörper und Abschlüsse festlegen.
Fakten braucht man nicht den Status von Gesetzen zu verleihen.
Nur kontrafaktische Abstrakta müssen gewaltmässig abgesichert werden.
Insofern läuft diese Satire ins Leere.
Art. 146 GG ist der Schlüssel und eine Verfassung ist beschlossen.
Das Ganze endet üblicherweise im
Amtseid,
dessen unverständlichen Wortlaut ich hier in Klartext übersetze:
»Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle derer,
welche die Wirtschaft heißen, widmen
und diese Leistungsträger mehren,
die Ansprüche nutzloser Leistungsempfänger von ihnen wenden,
die Anwendung der Gesetze der Freiheit gegen jedermann wahren
und vor jedermann
mit einem Höchstmaß an Verantwortung
verteidigen,
meine Pflicht zur Ausübung legitimer Gewalt gewissenhaft erfüllen
und Gerechtigkeit gegenüber jeder sich bildenden Mehrheitsmeinung üben
werde.«