Gleichschaltung — Nachtrag

Nachdem ich nun seit einem knappen halben Jahr nebenberuflich die Titelseiten von BILD, FAZ, die Welt, dem Handelsblatt, der FTD, Spiegel und der Südddeutschen analysiert habe, lassen sich gewisse Methoden der Mainstream-Medien eindeutig dingfest machen.

1.) Personalisierung. Themen werden mit Vorliebe auf Personen reduziert, denn diese lassen sich am besten bebildern. Egal wie komplex oder vielschichtig ein Problem ist, häufig wird das Ganze einfach an eine Person geheftet. Diese Methode bringt den bürgerlichen Medien gleich mehrere Vorteile. Zum einen können so komplizierte Sachverhalte, die häufig struktureller Art sind, gemieden werden. Zum anderen, verfolgt diese Strategie das Prinzip der »Eigenverantwortung« und tut so, als sei jedes zweite gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Problem streng individueller Natur. Sachverhalte werden so zu »individuellen Einzelfällen« und sind demnach keine wirklichen gesellschaftlichen Probleme mehr. Bei der Wirtschaftskrise z.B. waren es auch nur ein paar »gierige Bänker« und eben nicht die Struktur des Kapitalismus bzw. die Regeln und Gesetze.

2.) Bebilderungen. Bilder als Erklärung der Welt oder als nichtssagende Hülle. Wie oft habe ich das bei der »Welt«, der »FAZ« oder der »Südddeutschen« erlebt, dass sie ein Bild auf die Titelseite packen, das überhaupt nichts aussagt bzw. die Bildunterschrift völliger Nonsens ist. Da kommen Bilder vom Wetter in London, von Babytieren oder von Parkbänken. Ich habe das Gefühl, da sitzen die Herren Journalisten und Redakteure in ihren Stuben und kramen einfach in den Agenturbildern rum. Hauptsache es ist ein Bildchen auf der Titelseite, nicht wahr?

3.) Gleichschaltung. Die ist nun wirklich nicht mehr zu übersehen. Sollte es da draußen immer noch Zweifler geben — tut euch den Gefallen und kauft euch mal eine Woche lang, die FAZ, die BILD, die Süddeutsche und die FTD. Ihr werdet inhaltlich kaum einen Unterschied feststellen. Es ist und bleibt Propaganda von oben für unten.  Was wir über bestimmte Dinge denken sollen und wie wir uns verhalten sollen, wird uns tagtäglich in einer Flut von Lügen, Halbwahrheiten, Verzerrungen und Ideologie vor die Füße geworfen. Wir kaufen diesen Dreck auch noch freiwillig und glauben, wir würden uns »bilden«. Sicher gibt es hier und da einige wenige Ausnahmen. Diese sollen uns dann suggerieren, es gäbe noch eine »Pressefreiheit«. Letztendlich ist diese in einem sehr engen Rahmen eingebettet. Eine wirkliche Debatte oder Kritik wird permanent verhindert.

8 Gedanken zu “Gleichschaltung — Nachtrag

  1. @epikur

    Danke für den wichtigen Beitrag.

    Ich erlebte ja gestern, als eine Linke öffentlich mit Münte über ihren Übertritt zur SPD schwadroniert genau alle Punkt, die du oben beschrieben hast.

    Ich denke nicht eines der Presseorgane bezeichnet z.B. den »Lissabon-Vertrag« als neoliberal für den die gute Frau — ehemals Linke und nun SPD — im Europaparlament warb.

    Der andere Linke ist auch nicht besser, der gehörte zur neoliberal gewendeten Linkspartei in Berlin, und ist nun eben auch aus der Linkspartei ausgetreten, weil das Wahlprogramm eben nicht der Berliner Linkspartei entgegenkam sondern wirklich anti-neoliberal ist.

    Solche Tatsachen las ich aber — wie bereits erwähnt — in keinem der von dir erwähnten Presseorgane — dank für deinen wichtigen Text, ich weiß ja jetzt warum — die sind alle stramm neoliberal auf Linie, und da schreibt man halt voneinander ab....

    Gruß
    Nachdenkseiten-Leser

  2. Hallo!

    Jetzt habe ich es auch einmal schwarz auf weiss zulesen bekommen: ich freue mich über Ihre Analyse und habe jetzt die Gewissheit das ich nicht »Spinne«. Einheitsbrei für die da unten.

  3. Ist doch klar, dass sie alle auf Linie sind, weil die Haupteinnahmequelle für die Zeitungen Werbekunden sind, denen schreibt man dann nach dem Munde und streut des Anstandes wegen ab und an ein paar kritische Gedanken ein. Propaganda wird gerade in Demokratien mit stark ungleichen wirtschaftlichen Verhältnissen gebraucht, denn von der Seite der Besitzenden wird alles getan, um die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

  4. Mainstream-Medien machen keine Propaganda. Heute wird eine gute von Lobbies gefütterte PR betrieben.

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  7. Edward Bernays ein Begriff mit seinem Werk »Propaganda«, lieber Gallier? Nein? Ich würde dir dringendst anraten das Werk des Vaters der PR einmal zu lesen....

    Ist ein echter Klassiker, der zeigt, dass PR = Propaganda. Es gibt keine Unterscheidung nach Edward Bernays.

    Sorry, aber kannst ja nicht alles wissen ;-)

    Gruß
    Nachdenkseiten-Leser

  8. Denk ich an Deutschland in der Nacht......
    Man kann hier schreiben was man will,solange das Volk manipulierbar ist wird sich nichts ändern.
    Leider...

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