»Damit Talent und Fähigkeiten in der neuen europäischen Wirtschaft zur Geltung gebracht werden können, muss der politische Schwerpunkt auf die zunehmende Investition in Humanressourcen und die höhere Beteiligung am lebenslangen Lernen gelegt werden«
- Anna Diamantopoulou Mitglied der EU-Kommission für Beschäftigung und Soziales
Man sollte annehmen, dass es in der Natur eines jeden halbwegs vernunftbegabten Menschen liege, aus seinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen sein Leben lang zu lernen? Warum also, dass von Politik und Wirtschaft so allseits befürwortete Konzept des »Lebenslangen Lernens«?
Es geht Politik und Wirtschaft eben nicht um den selbstbestimmten, sich-selbst-erfahrenden Menschen, sondern um die »Ware Mensch«, genauer: um das Humankapital. Wie ein Computer durch Updates, soll der Mensch so lange wie möglich für Unternehmen verwurst- und verwertbar sein. Dies soll durch zusätzliche Qualifikationen und Weiterbildungen geschehen, die der Steuerzahler am besten natürlich selbst bezahlen sollte. Im Sinne eines vorauseilenden Gehorsams soll sich die »Ware Mensch« stets frisch halten, um den Bedürfnissen und Ansprüchen gerecht zu werden, welche die Unternehmen fordern. So sagt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ganz unverblümt: »Wir wollen insgesamt das Lernen im Lebenslauf für und mit Unternehmen ausbauen«. Eine Online-Zeitschrift droht den Arbeitnehmern sogar: »Für eine lange Beschäftigungsfähigkeit braucht es stetige Weiterbildung«. Wer sich also nicht weiterbildet, wird arbeitslos oder ausgegrenzt werden und ist demnach selbst schuld.
Ein wichtiger Aspekt ist die Soll-Funktion bei diesem Konzept und Schlagwort. Jeder Lohnempfänger hat sich weiterzubilden und soll sich den Unternehmen anpassen, sich fügen. In seiner Konsequenz schreibt der Terminus den Menschen geradezu vor, wie sie sich verhalten sollen. Auch wird dieser Begriff zur Legitimation von Arbeitslosigkeit benutzt. Wer arbeitslos ist, habe sich eben nicht darum bemüht »lebenslang zu lernen«, so die Argumentation. Eine Verantwortungsumkehrung und ein neoliberales Denken der »Eigenverantwortung« als Gegensatz zur Solidarität stehen hierbei im Vordergrund. Beim »Lebenslangen Lernen« hat der Mensch für die Wirtschaft da zu sein und nicht die Wirtschaft für den Menschen.
Nun ja, es muss ja nicht immer so sein. Schon mal daran gedacht, dass auch ein Angestellter ein persönliches Interesse daran haben könnte, sich weiterzubilden?
@oliver
Das macht der gemeine Arbeitnehmer doch eh schon, weil sich in immer kürzeren Abstände die Abläufe und eingesetzten Programme ändern und man unabdingbar lernen muss, alles zu beherrschen. Zählt aber nicht zur Fortbildung, ist alles selbstverständlich nebenbei zu erledigen(Ich habe mein 400-Seiten Handbuch von meinem Auto in den letzten beiden Jahren noch nicht durchgearbeitet;-).
Dazu gibt es noch schöne kleine Projekte, damit auch jeder hinter der Wurst an der Angel fleißig rennt und auf seine Chance wartet (die die Mehrheit nie bekommt).
Aus meiner Sicht geht es dem Verfasser aber eher um den Hintergrund, dass Arbeitnehmer als sogenanntes Humankapital betrachtet werden, das wie eine gut geölte Maschine immer unter Volllast laufen soll und muss.
Das Lernen dient nicht mehr der Entwicklung des Menschen, sondern er muss sich vom Eintritt in die Arbeitsgesellschaft bis kurz vor dem Tod zu 100% dem Willen seines Arbeitgebers unterwerfen, damit möglichst viel herausgepresst werden kann.
Das hat dann nur irgendwann nichts mehr mit einem selbstbestimmten und sich auch geistig und moralisch weiterentwickelnden Menschen zu tun, sondern nur noch mit Ausbeuterei bis zu Grenze.
Durchatmen, in sich ruhen, gestärkt aus der Pause kommen, Regeneration usw. sind heute alles Fremdworte, wenn es darum geht, seinen Arbeitsplatz behalten zu wollen.
Nicht nur das, um an Ben anzuknüpfen.
Allein schon was heuer unter »Bildung« verstanden wird. Damit ist immer marktfähiges Wissen gemeint, sowas wie Kunst und Musik, geistige Weiterentwicklung bleibt außen vor. Ist uninteressant, weil für Unternehmen nicht gewinnbringend nutzbar. Ärgerlich.
Zum Artikel: In der Tat der Terminus »lebenslanges Lernen« ist Schwachsinn, wie heißt das Euphemismus oder so *kopfkratz*. Ein Lebenwesen was nicht sein Leben lang in einer sich ändernden Umwelt lernt, überlebt doch gar nicht. Von daher wird im eigentlichen Wortsinne ja etwas gefordert, was ohnehin überlebensnotwendig ist. Okay, denen die sowas propagieren geht es nicht um den eigentlichen Wortsinn.
Guter Artikel!!! Schön herausgearbeitet. War mir bis jetzt auch noch gar nicht so aufgefallen, wie sehr wir auch mit dem Begriff wieder verarscht werden.
Ich kann nur über diesen Artikel und die Kommentare nur Schmunzeln. Eindeutig scheint es mir, dass der Artikel und die Kommentare hier, alle aus der selben Ecke kommen: Unternehmen beuten Gesellschaft aus.
Schön und gut. Bis hierhin kann ich zustimmen. Aber alles andere was hier steht ist einfach nur polemik. Und zudem werden hier pseude-weisheiten wie: ein lebewesen das nicht lernt, kann eh nicht überleben, als Argumente gegen eine Theorie gelegt, ohne die geringste Idee dessen, wass diese Idee überhaupt ist!
Ich bin mal soooo nett und kläre mal eben auf.
Humankapital: Als Humankapital wird das Potential eines Menschens, sich am Wertschöpgungsprozess einer Organisation zu beteiligen verstanden. Der Mensch wird hier nicht als »KAPITAL« (wahrscheinlich reagiert ihr alle NUR wegen diesem Terminus so Empfindlich) gesehen. Vielmehr stellt sich die Frage dieser Forschung, wie können wir unsere Mitarbeiter dazu anregen sich so weiterzubilden, dass sie nicht mit 40 gefeuert werden müssen. Der Begriff des Humankapitals kommt aus einem humanistischen Forschungszweig. D.h. sie wertet die Bedeutung des Faktors Mensch in einem Unternehmen auf, und nicht ab! Alle die mal in einem Unternehmen waren, die besondere Maßnahmen in diese Richtung tätigen, werden dies sicher bestätigen können. Dieses Konzept spricht sich auch dagegen aus, ältere, vermeintlich nicht mehr so »produktive« Mitglieder, nicht auszugrenzen, sondern von ihrer Erfahrung zu Profitieren.
Ach und Lebenslanges Lernen... mein Gott. Das bezieht sich auf unsere Lebensrealität im Kontext organisationaler Mitgliedschaft. Es entwickelte sich aus der Beobachtung, dass Menschen heutzutage kaum noch wie früher, mit 20 irgendwo zu arbeiten anfingen und bis zur Rente ihre Zeit dort verbrachten. Genauso wie wir uns in unserer Gesellschaft, an diesem WE mit dem Partner vergnügen und am nächsten mit dem anderen, ist es auch im Berufsleben. Mal macht der AG schluss, mal der AN. Daher folgt der logische Schritt, dass, wenn ein Mensch sich entwickelt, aber das Unternehmen ihm keine Perspektive gibt, oder wenn ein Unternehmen sich entwickelt, aber der AN sich nicht, sich die Wege trennen.
So jetzt zerschießt mich einfach mal, ohne Argumente und mit euren stellungskämpfen. Um euch etwas Munition zu geben nenn ich mal noch ein paar wörter: PROFIT!!! KAPITAL!!! AUSBEUTEN!!! RESSOURCE!!! KAPITAL!!! PROFIT!!! AUSBEUTEN!!!
P.S.: Also ich bin jetzt kein neo oder so, aber ich bitte einfach mal hier, nur weil die »andere« Seite mit Propaganda um sich schmeißt, nicht selbst Behauptungen aufzustellen, die nicht stimmen. Ich gehöre zu denen, die sagen, Wirtschaft MUSS kontrolliert werden, aber ich kann nicht sagen, dass Wirtschaft eine Ausgeburt der Hölle sei.
LG
@weißesbesser
Ihr überheblicher Kommentar ist einfach nur ein Zeichen dafür, dass es Ihnen gut geht und keine ernsthaften Probleme in Ihrem Beruf und mit Ihrem Einkommen haben und auch nicht darüber nachdenken müssen/mögen, dass es Millionen von Menschen wirtschaftlich einfach schlecht geht.
Keine Ahnung, auf welchem Planeten Sie leben, aber wer heute mit über 40 seinen Job verliert oder wechseln möchte, hat reale Probleme, einen adäquaten Ersatz zu finden. Eine Aussage wie »da trennen sich die Wege«, wenn sich eine Seite nicht weiterentwickelt, geht dabei an der Wirklichkeit ziemlich vorbei.
Als Arbeitnehmer habe ich bei dem Heer von Arbeitslosen keine besonders gute Chance, es sei denn, ich bin in die Führungskaste aufgestiegen oder eher noch hineingeboren, in der man immer wieder weich fällt.
Ich habe heute größtenteils nicht mehr die Wahl, dort zu arbeiten, wo und was ich möchte, sondern muss nehmen, was ich noch bekommen kann.
Wenn es Ihnen besser geht, sei es Ihnen gegönnt, aber man sollte trotzdem nicht Millionen von Menschen aus dem Blick verlieren.
Der Begriff Humankapital an sich ist schon verachtenswert.
Es gibt einmal den Menschen und es gibt das Kapital (was erst durch den Menschen geschaffen wurde).
Durch die Verbindung der Begriffe wird der Mensch zur handelbaren Ware degradiert, was einem freiheitlich denkenden Menschen mehr als übel aufstoßen muss, weil es gegen die Persönlichkeit eines jeden Meschen verstößt.
Früher hieß es in dem Firmen noch Personalabteilung, heute schmückt man sich mit dem Titel »human resources«.
http://www.4managers.de/themen/human-resource-management/
Hier spricht man vom managen der weichen Erfolgsfaktoren.
Wenn das Ganze so ein tolles und verlässliches System ist, warum gibt es nach wie vor in großen Unternehmen so hohe Fluktuationsraten und Unzufriedenheit (lt. einer Untersuchung haben gut drei Viertel aller Mitarbeiter innerlich gekündigt).
Für eine gute Arbeitsleistung und Arbeitsatmosphäre brauche ich Führungskräfte mit einem Gespür für Menschen, Begeisterung für den Job und keine Karrieristen, die nur an ihr Fortkommen denken. Dann kann man sich den ganzen Aufwand sparen, mit dem man versucht, aus möglichst vielen Daten ein verlässliches Gesamtbild zu basteln um den Bewerber/Angestellten zu beurteilen, wie man den Gebrauch einer Maschine unter Kosten-/Nutzenrelation betrachten würde.
Dem Unternehmen geht es nicht darum, dass ihre Mitarbeiter sich weiterbilden, um als Mensch eine andere Ebene zu erreichen, sondern wollen, wenn sie von Potenziale ausschöpfen reden, die Arbeitskraft des Menschen bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus abschöpfen.
Wenn das in einem zeitlich passenden Rahmen und zu fairem Lohn passiert, gibt es nichts dagegen einzuwenden.
Aber selbst sie sollten mitbekommen haben, dass dies in heutigen Zeiten immer weniger passiert (Hungerlöhne, Millionen von teilweise unbezahlten Überstunden, Lidl-Arbeitsbedingungen, 1‑Euro Jobs, Schein-Selbständigkeit usw.)
Verfolgen Sie auch einmal die Steigerungsraten der psychischen Erkrankungen, die auch oder gerade in gut bezahlten Positionen festzustellen sind.
Und trotzdem finden sich immer wieder Menschen, die zu diesen Bedingungen einen Job annehmen, weil sie arbeiten und etwas für sich und ihr Unternehmen leisten wollen.
In diesem Zusammenhang wirkt ein Schlagwort wie »lebenslanges Lernen« eher wie eine Keule, die man den Gebeutelten noch zusätzlich um die Ohren schlagen muss, damit sie merken, dass sie ja selbst Schuld an ihrem Zustand sind und nicht die Politik, die Unternehmen, die Globalisierung usw. Diese Menschen würden alles tun, nur um einmal eine echte Chance zu bekommen.Und die Leute, die einen Job haben, würden meistens wohl auch fast alles dafür tun, um ihn zu behalten.
Der Begriff »lebenslanges Lernen« impliziert aber, dass dies die meisten Menschen eben nicht tun und dazu mit solchen Schlagworten angehalten und unter Druck gesetzt werden müssen (um eben die Schuld bei sich zu suchen).
Faule Säcke und Sozialschmarotzer hat es immer schon gegeben und wird es immer geben, aber eben in einer kleinen prozentualen Zahl. Dieser Begriff impliziert im Denken auch, dass die Mehrheit eher faul ist und nichts tut, um sich auf dem aktuellen Stand von was auch immer zu halten.
Und da sind wir an dem Punkt über die Wirkung von Worten und Sprache, denn dies passiert unter Garantie nicht zufällig, worauf der Artikelschreiber aufmerksam machen wollte.
Daher vielen Dank an den Blogbetreiber für diesen Beitrag, der einem die Hoffnung lässt, dass man noch nicht jede Hoffnung fallen lassen muss, kritisch distanzierte Menschen zum Presse-Mainstream zu finden.
Ich wollte gerade einen ausführlichen Kommentar verfassen, aber der gute Ben hat alles wichtige zu dem Thema gesagt :)
Ich glaube, demnächst werde ich mir mal den Begriff »Polemik« vornehmen. Ähnlich wie Populismus wird dieses Schlagwort zunehmend als Kampfbegriff gegen unerwünschte Meinungen und Ansichten verwendet.
Hi ben, hi epi,
Schönen abend euch allen- der erste Eintrag von mir, war bewusst etwas zu gespitzt und etwas S/W gehalten. Dies geschah, weil ich den Eindruck hatte, dass die Autoren hier, viele Schattierungen und die komplexität unserer Gesellschaft nicht voll verstünden. Aber Ben hat mir Hoffung gemacht. Im folgenden möchte ich nun die Möglichkeit nutzen, um Ben zu antworten.
»...dass es Ihnen gut geht und keine ernsthaften Probleme in Ihrem Beruf und mit Ihrem Einkommen haben...«
Na ja, ich kann sagen, dass es mir gut geht. Aber das ich keine Probleme damit habe, meinen Unterhalt zu begleichen, ist nicht ganz so richtig. Ich muss nunmal immer wieder neue Wege finden, um zu Überleben. Dafür nutzte ich, die Ressourcen die mir zur Verfügung stehen. Ach und natürlich, lerne ich in meinem Fach, täglich dazu.
»Keine Ahnung, auf welchem Planeten Sie leben,...« — Erde, genauer gesagt BRD-Berlin. Und ich verstehe ihren Standpunkt. Aber es ist nunmal so, dass jeder Mensch zunächst, selbst die Verantwortug über sein »Glück« in den Händen hält. Natürlich haben wir als Gesellschaft die Verantwortung, für diejenigen zu tragen, die vermeindlich »schwächer« sind. Damit meine ich, z.B. Einkommensschwache Familien und die Möglichkeit ihrer Teilnahme am sozialen Leben. Aber, grundsätzlich hat ein Mensch, wenn er sich entscheidet, einen bestimmten Weg zu gehen, auch selbstständig, bis zu einem gewissen Punkt, die Konsequenzen zu tragen.
»Ich habe heute größtenteils nicht mehr die Wahl, dort zu arbeiten, wo und was ich möchte, sondern muss nehmen, was ich noch bekommen kann.«
Wann war es denn je anders? Das Ziel einer Gesellschaft sollte es sein, seinen Bürgern die Selbstverwirklichung zu ermöglichen und zu erleichtern. Aber de Fakto, haben wir keine Möglichkeit, heute und in absehbarer Zeit, jedem Menschen diese Möglichkeit einzugestehen. Es fehlen einfach die funktionierenden gesellschaftlichen Modelle. Und solange der Staat dafür nicht sorgen kann, muss es jeder Mensch für sich versuchen, eine Beschäftigung zu finden, die für ihn die »richtige« ist. Heute ist es so, wie auch zu jedem anderen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte, dass einige wenige, die entweder das besondere Geschick, oder eine bessere Startposition hatten, die Möglichkeit zu nutzen, sich selbst zu verwirklichen. Der Rest, wie wir, muss halt kämpfen.
»Der Begriff Humankapital an sich ist schon verachtenswert.« Ich stimme da voll zu. Die begriffe human und kapital sollten nicht in dieser weise in verbindung gebracht werden. Mir fällt es allerdings schwer, den Punkt dieses Absatzes genau zu verstehen. Die Kritik geht eindeutig in Richtung des Begriffes. Aber der Rest ist mir unklar. Kritisieren sie dort nun, dass Unternehmen, überhaupt jemanden zu Beurteilen versuchen oder wissen wollen, mit wem sie es zu tun haben. Wenn ja, wäre die folge, dass ich einfach zu einem Unternehmen gehe, und sage, »Hey Mr. ich bin der und der, du stellst mich jetzt ein. Keine Fragen, ist das klar!« Ich bezweifle das dies ein funktionierendes Modell wäre. An dieser stelle könnte ich fragen, auf welchem Planeten sie leben. Denn die Organisationen heute, stehen nuneinmal in Konkurrenz zu einander. Das bedeutet, man möchte die besten im Team haben. Und die besten kann man nur durch intensive Interviews aussuchen.
Der Human-Ressource Ansatz in der Wirtschaftswissenschaft, ist wie im ersten Blog gesagt, der, der den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit versucht zu verstehen. Räume werden so gestaltet, dass der Mensch sich darin wohler fühlt, Arbeitsabläufe so angepasst, dass der Mitarbeiter sich nicht unter- oder überfordert fühlt usw. Wie die Realität dieser theoretischen Ansätze aussieht, wissen wir alle. In der Wirtschaft herrscht die falsche Meinung, dass so etwas reiner Luxus in guten Zeiten sei. Die weichen Faktoren, sind in Regel, alle Faktoren, die ebend nicht durch blanke Zahlen und Tabellen zu Repräsentiern sind. Zu zeiten von Ford, waren diese Werte verpöhnt. Heute, sind die weichen Faktoren, dazu gehört nunmal der Mensch als Zentrales Element dazu, die wichtigsten Erfolgsfaktoren in großen Unternehmen. Es geht darum Expertise zu schaffen und erhalten. Es sind die Fähigkeiten eines Menschen, die nicht einfach zu Übertragen sind, die er nur durch Erfahrung oder eventuell durch seine Persönlichkeit generieren kann.
»Daten ein verlässliches Gesamtbild zu basteln um den Bewerber/Angestellten zu beurteilen, wie man den Gebrauch einer Maschine unter Kosten-/Nutzenrelation betrachten würde.« — Die Analogie zu einer Maschine ist eher abwägig. Ein Mensch gewinnt eher an Bedeutung, je länger er in einem Unternehmen arbeitet. Ausnahmen bestätigen hier die Regel. Aber es wäre jetzt einfach nur Übertrieben zu behaupten, dass einzig Unternehmen die Mitarbeiter nach ihrem Nutzen und den Kosten die sie verursachen beurteilen. Nach erkenntnissen der Neurowissenschaften, ist das menschliche Gehirn so konzipiert, dass es fast alles nach Kosten/Nutzen einstuft. Möchte ich zu der Patry, kauf ich mir das Gerät, kostet es mich soviel, esse ich dies oder jenes. Wir wägen alle ab! Und das ein Unternehmen dies tut, ist die natürlichste Sache der Welt. In einer Planwirtschaft ist das nicht so. Und das Resultat dort ist, Mißwirtschaft.
Ich unterbreche jetzt hier die direkte Bezugnahme zu dem Text von Ben, da der Text wieder auszuufern droht.
Der Punkt den ich für wichtig erachte ist, dass wir uns nicht immer auf der Suche nach irgendwelchen Schuldigen, auf dinge weisen sollten, die außerhalb unserer Kontrolle liegen. Natürlich gibt es Menschen, die trotz höchster Aufopferung, irgendwann ungerechterweise Gekündigt werden. Ich sehe auch die Verantwortung in den Organisationen. Sie tragen die Verantwortung für ihre Mitarbeiter. Daher müssen die Manager diese Organisationen dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter sichere Arbeitsplätze haben. Und dies kann sicherlich nicht nur dadurch geschehen, indem man die hälfte Kündigt. Es müssen Entwicklungs- und Weiterbildungsprogramme vom Staat und von den Unternehemen zur Verfügung gestellt werden, damit jemand der Interessa daran hat, sie auch Wahrnehmen kann.
Die von dir erwähnten »sozialschmarozer« sind vorhanden! Das ist nunmal eine tatsache. Aber ich möchte jetzt auch nicht so darauf eingehen, außer, dass es nuneinmal Menschen gibt, die in unserem System sich nicht zurecht finden. Die Frage lautet hier, in welchem würden sie? Die Antwort ist schwer, aber sie muss beantwortet werden. Wir hier in diesem Forum, sind alle samt reflektierende und bereits reife Menschen. Aber es gibt auch Menschen, die wie Cindy aus Marzahn, denken und handeln, nur das sie das nicht wie Cindy im Rahmen eines Unterhaltungsprogrammes tun, sondern dies ihr Leben ist. Welches Unternehmen soll diesem Menschen eine Chance geben, einen Job zu tätigen, der einen weiterbilden kann. Ich würde das nicht tun. Die Kosten so einen Menschen einfach nur auf durchschnittsniveau zu kriegen, wären wahrscheinlich höher, als 4 anderen »normalen« einen Arbeitsplatz zu geben. Wir haben einfach Menschen, die aufgehört haben sich zu entwickeln. Dies sind meistens nicht diejenigen, die Arbeiten, sondern jene die es nicht tun. Also ist die Arbeit, ob sie nun zum Vorteil des Unternehmers ist oder nicht, ein Zentrales mittel für das Individuum, seinen Reifegrad zu erhöhen. Natürlich ist dies nicht der einzige Ort, aber ein entscheidender. Durch die vielen anderen Eindrücke, erhält der Mensch die entscheidende Impulse, um bestimmte Gedankengänge zu realisieren.
Das Wirtschaftssystem braucht klare schranken. Diese dürfen aber nicht in der Art sein, dass ein Unternehmer sämtliche Kosten für das Individuelle versagen anderer tragen muss. Es wäre zu vergleichen, wenn jemand bei euch im Haus sich die Miete nicht mehr leisten kann, würdet ihr einfach sagen, ok, dann zahlen die anderen Mieter seine Miete. Nein... das würde sicher nicht der Fall sein. Wir reden alle gerne von einer besseren Welt, solange andere, davon negativ betroffen sind. Ich rede jetzt nicht von euch, aber viele der sozialkritiker reden doch nur so laut, weil es ihnen schlecht geht und sie einen schuldigen suchen. Würde es ihnen gut gehen, würden sie wahrscheinlich die schlimmsten Kapis sein, die wir gesehen haben. Ich fang hier am besten erst gar nicht mit den Autonomen oder Punks an.
Sorry das es zum schluss etwas ausschweifender wurde, aber ich hasse Scheinheilige.
Puuh...danke für deinen langen Beitrag. Etwas zulang möchte ich fast sagen. Und ein paar mehr Absätze würde das Lesen auch erleichtern. Trotzdem danke für Deine Mühe ;)
Inhaltlich will ich nur auf ein paar wenige Punkte eingehen:
Du benutzt in deinem Text häufig Wörter wie »ist eben so« oder »war ja schon immer so«, »de fakto«, »ist nunmal Tatsache« usw. — heisst das, Du bist ein Fatalist? Die Gesellschaft heute wird und wurde von Menschen gestaltet und organisiert. Ist insofern auch veränderbar. Wenn es nicht so wäre, würden wir heute noch im Mittelalter leben.
»viele der sozialkritiker reden doch nur so laut, weil es ihnen schlecht geht und sie einen schuldigen suchen. Würde es ihnen gut gehen, würden sie wahrscheinlich die schlimmsten Kapis sein« —> Hier spielst Du auf mehrere Punkte an:
1. Den Kampfbegriff Neiddebatte
2. Ja leider gibt es solche Menschen auch, wie man an vielen Alt-68ern sehen kann, die jetzt z.B. für die Springer Presse arbeiten.
3. Trotzdem sprichst Du Menschen generell eine echte Überzeugung ab, Ungerechtigkeiten zu sehen, zu erkennen und verändern zu wollen. Das find ich schade.
Außerdem bitte beim Thema des Beitrages bleiben und keinen Rundumschlag führen. Danke.
Gehört zum Thema.
Humankapital-Lebenslanges Lernen-Eigenverantwortung sind anworten auf komplexe soziale gegebenheiten. Da musste ich auch etwas ausholen. Aber hast schon recht.
»de Fakto«- bleibt so— Ich weiß nicht was fatalisten sind, aber wenn es jemand ist, der meint, wenn wir heute und in absehbarer Zeit keine Lösung für ein Problem haben, dann ist es eine Tatsache, dass wir dieses Problem auch in diesem Zeitraum nicht beheben können, dann ja ^°
Moin!
Ich hatte eigentlich mehr den Eindruck, es ginge darum aufzudecken und herauszuarbeiten, wie bestimmte Begriffe verwendet werden in unserer real existierenden Gesellschaft.
Auch ich finde »lebenslanges Lernen« erstmal positiv, weil einfach überlebenswichtig. Was mir allerdings sauer aufstößt ist, was heute versucht wird damit zu erreichen. Und genau da setzt der Artikel IMHO auch an. Deshalb werden wir ja mit dem Begriff mal wieder verarscht.
Natürlich kann man sowohl »lebenslanges Lernen« als auch »Human Kapital« positiv sehen. Allerdings sollte einem das nicht den Blick dafür verstellen, wie menschenverachend und ausbeutend auch positiv gemeinte Begrifflichkeiten heutzutage von den Mächtigen eingesetzt werden um ihre Macht zu erhalten. Und da ist »lebenslanges Lernen« ein sehr perfide eingesetztes Konstrukt. So habe ich den Artikel aufgefasst und verstanden.
Auch wende ich mich gegen die Sichtweise (die grade in Deutschland sehr verbreitet ist), der Mensch an sich sei faul und träge und müsse erstmal zu irgendwas angetrieben und gezwungen werden, damit er etwas Wert ist. Diese Sichtweise wird nämlich zu gerne von denen propagiert, die einen Wert aus einem Menschen herausholen wollen um den Wert für sich selber zu nutzen. Und nicht um aus einem wertlosen Objekt ein wertvolles Subjekt zu machen. Am Individuum und seinem Wert haben diese Menschen kein Interesse, es interessiert nur der eigene Besitz und dessen Erhaltung und Vermehrung.
Zu WeißeEsBesser seinem ziemlich langen Beitrag nur eines:
»Heute ist es so, wie auch zu jedem anderen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte, dass einige wenige, die entweder das besondere Geschick, oder eine bessere Startposition hatten, die Möglichkeit zu nutzen, sich selbst zu verwirklichen. Der Rest, wie wir, muss halt kämpfen.«
Eben, das finde ich für eine hochentwickelte Gesellschaft im 21. Jahrhundert unwürdig. Sozialdarwinismus pur. Das ist zwar leider noch immer Realität, aber taugt IMHO nicht als Perspektive oder gar Vision für das Überleben der Spezies Mensch. Im Zweifel: sollen sie dran kaputt gehen, ist besser so. Dumm nur, daß ich ein Interesse an meinem eigenen Überleben habe und das krieg ich in dem Sozialdarwinismus zunehmend schlechter hin. Fatalismus war da noch nie meine Stärke, sonst würde ich heute nicht mehr leben. *augenzwinkerzuepikur*
Schönen Tag noch!