Während der internationale Kapitalimus vor einer weltweiten Krise steht und sich die Ideologie des Neoliberalismus zwar hartnäckig hält, aber hoffentlich auch bei einigen Gläubigen langsam ins Wanken gerät, kommt ein Friedrich Merz daher! Am Montag dem 13. Oktober 2008 hielt er in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalens in Berlin eine Rede. Der Anlass? Er stellte sein neues Buch vor: »Mehr Kapitalismus wagen — Wege zu einer gerechten Gesellschaft«. Auf Friedrich Merz ist eben immer Verlass!
Zugegeben, ich habe das Buch noch nicht gelesen. Es ist auch gerade erst erschienen. Der Titel des Buches, der Inhalt seiner Rede und der Macht-Politiker Merz, beweisen jedoch wieder einmal, welch blindes Rudeltier wir vor uns haben. Zunächst fällt einem sofort die Konnotation des Buches mit Willy Brandts berühmten Ausspruch »Mehr Demokratie wagen« auf. Möchte Merz etwa in die Geschichtsbücher als Willy Brandt von rechts eingehen? Mühe gibt er sich ja, wenn er es zutiefst bedaure, dass die 132-Euro Studie der Chemnitzer Wissenschaftler so schnell unter den Tisch gefallen sei. Schließlich, würden »heute mit Geld viele Probleme erst geschaffen, die vorher gar nicht vorhanden gewesen seien«, so Merz. Spricht sich Merz da etwa indirekt für Lebensmittelmarken aus? Aber er hat schon recht, Geld ist nicht wichtig, deshalb gehörte er auch zu den Bundestagsabgeordneten, die nicht nur eine stattliche Anzahl an Nebentätigkeiten vorzuweisen hatten, sondern auch gegen die Offenlegung selbiger geklagt hatten.
In seiner Rede zur Buchveröffentlichung schließlich, betonte Merz, dass »spätestens seit dem Auftreten der Linkspartei und der Begründung der großen Koalition sich die beiden Volksparteien zu einem Überbietungswettbewerb in sozialen Versprechungen verpflichtet fühlen«. Er plädiere vielmehr für (noch) mehr Wettbewerb und Marktwirtschaft. Schuld an der derzeitigen Finanzkrise ist laut Merz auch nicht das System, sondern »das Fehlverhalten Einzelner«. Im Endeffekt ginge es ihm darum, mit seinem Buch dazu bei zu tragen, dass die marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung »besser verstanden« und ihr »mehr Vertrauen« entgegengebracht werde. Schließlich sorge marktwirtschaftliche Freiheit, offene Märkte und größerer Wettbewerb für mehr Wohlstand und Gerechtigkeit für alle, so Merz.
Merz ist ein blendendes Beispiel für Realitätsferne, Borniertheit und den blinden Glauben an eine marktwirtschaftliche Ideologie, die sich langsam aber sicher, gerade überlebt hat.
Merz ist ein hoffnungsloser Fall und er ist unglaubwürdig.
Wer Hedgefonds vertritt, die unsäumigen Hausbesitzern den Hypothekenvertrag fälligstellen, um an die Immobilie, die Restschuld und obendrein die volle Grundschuld per Zwangsversteigerung zu gelangen, indem er jene Gesetze anwendet, die er als Politker hinter dem Rücken der nichtsahnenden Bürger heimlich mit gemacht hat, gehört nicht ins Parlament und auch nicht in eine Anwaltskanzlei, sonder dahin, wo man im Rechtsstaat Kriminelle verwahrt.
Merz ist ein besonders schlimmer Unglücksfall deutscher Politikerbeispiele, da er zunächst Richter war, was ihm aber wohl zuviel Arbeit bei zu wenig Geld und Macht erschien und er über die Verquickung von Politik und Wirtschafts-Lobbyismus erst so richtig absahnen konnte. Mit seinem Insiderwissen und seinem Einfluß als Politiker auf die Gesetzesmaschine in zig Funktionen richtig Kohle machen hat er perfektioniert und dabei den Bundestagsbetrieb, die Öffentlichkeit und das B.-Verfassungsgericht obendrein noch mit seiner dreisten Art herausgefordert. Mehr solche Merzen im Bundestag und die Wahlbeteiligung läßt sich im Handumdrehen auf 20% drücken. Es gehen dann nur noch die Systemprofiteure zur Wahl.
Herr Merz hat 2005 vorgeschlagen die Unternehmen um 30 Milliarden Euro zu entlasten. Damals lag die die Steuerbelastung deutscher Unternehmen bei 0,6% des BIPS. Im europäischen Durchschnitt bei 2,4%. Niemand hat Herrn Merz jemals mangelnde Unseriosität vorgeworfen. Die Medien sind eben in der Hand von Unternehmern. Und da sollte sich ein Journalist mal wagen seinen durchaus vorhandenen gesunden Menschenverstand anzuwenden. Und 1 + 1 zusammenzuzählen. Eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Ideologen Merz hat nie stattgefunden.
Hallo,
nur eine Bemerkung, Dieter Bohlen ist auch so ein neoliberaler Saurier, der die Thesen dieser Ideologie zum absoluten Unzeitpunkt (der Börsenkrise) unter’s Volk bringt.
Bitte schreibt, neben der Aufklärung über Merz, auch mal was über Dieter Bohlen.
Gruß
Rosa L.
Hallo, äußerst kurzweilig, Ihr Blog!
Bin froh, dass ich über die »nachdenkseiten« hier gelandet bin.
Werde mit Sicherheit des Öfteren vorbeischauen.
@Rosa L: zum Bohlenlümmel
Ab einem bestimmten Maß an Niveau- und Bedeutungslosigkeit sollte man Personen einfach unbeachtet lassen, auch wenn sie wie Bohlen in den Medien von der Kette gelassen werden. Die Medienkonsumenten, die sich Bohlen reinziehn, sind weder in diesem Blog noch in den NDS o.ä. anzutreffen und würden die Kritik auch nicht verstehen.
Ich könnte über ihn nur sagen, daß er ein jugendgefährdender Sittenverderber mit einem grauenhaften Geschmack ist und höchst entbehrlich — eben ein Beispiel, wie man tunlichst nicht sein sollte. Er wird das sicher ganz anders sehen und auf seinen finanziellen Erfolg verweisen. So machen das auch Mafiosi, nur weniger offen, da sie intelligenter sind.
Dieter Bohlen kann: 1. nichts dafür und 2. nichts anderes, das ist sein Problem. Fürs Gossen-TV reichts aber noch, da gibts viele Bohlen. Schaut euch mal den letzten Beckmann an, am Ende Reich-Ranickis Fernsehkritik
http://mediathek.daserste.de/daserste/servlet/content/1017060?pageId=487872&moduleId=443668&categoryId=&goto=1&show=
http://www.n24.de/news/newsitem_3972930.html?kw=nachrichten&gclid=CIWDhuaEqZYCFQxOtAodGFEZxg
Reich-Ranicki-Interview im DLF über das Fernsehniveau und den Deutschen Fernsehpreis
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/10/12/dlf_20081012_1742_e6df2614.mp3
Elke Heidenreich pflichtet Marcel Reich-Ranicki bei (DLF): »verlogenes Fernsehen, Sauhaufen, kultureller Niedergang«
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/10/12/drk_20081012_2309_6701300f.mp3
Bohlen repräsentiert jene Milieus geistiger Ödnis, in denen es tatsächlich nicht als deplaziert empfunden wird, an einem seinesgleichen suchenden Ausnahmeartisten weniger seine atemberaubenden Choreographien am Trapez, sondern dessen Suspensorium einer eingehenderen Betrachtung für würdig zu erachten.
Und genau diese Milieus haben auch schon Medlock und TG zu »Superstars« gemacht. RTL ist Deutschlands Prolo-Sender und Bohlen ist seine ideale Galionsfigur!