Mein und Dein

1920 veröffentlichte der deutsche Maler und Schriftsteller Erich Scheurmann ein Buch mit dem Titel: »der Papalagi — Die Reden des Südseehäuptlings Tuiavii aus Tiavea«. In der Sprache der Samoa bezeichnet der Papalagi hierbei den »Weißen Mann«. In diesem Buch geht es um einen fiktiven Reisebericht eines Südseehäuptlings, welcher ein halbes Jahr durch Europa gereist ist, um dann anschließend seinem Stamm in der Südsee davon zu berichten. Statt jedoch sein Volk von den großen, zivilisierten Errungenschaften der westlichen Industrieländer zu erzählen, warnt er es. Der Papalagi sei zwar reich an Wissen, Macht und Einfluss — jedoch unglücklich und unzufrieden mit seinem Leben. In einer kindlich-naiv anmutenden Sprache wird herbe Zivilisationskritik geübt, welche bis heute nichts an ihrer Aktualität eingebüßt hat. Weiterlesen

Somuncu, die Dampframme

Während sich klassischerweise in dem Comedyboom geschuldeten Sendungen à la »Quatsch Comedy Club« Albernheiten an Belanglosigkeiten reihen mit oft stark begrenztem Unterhaltungswert, gibt es ab und zu einen Künstler der im Vergleich zur restlichen Hintergrundberieselung wie eine Dampframme wirkt: Serdar Somuncu.

Abseits jeder klaren Definition welche Art Künstler Somuncu denn nun darstellt, zeichnet er sich vor allem durch seine markerschütternde Ehrlichkeit, Direktheit und Glaubwürdigkeit aus. Sein Unterhaltungswert ist enorm, aber sein pädagogischer vielleicht noch höher und dabei ist er nicht im klassisch kabarettistischen Sinne politisch.

Neulich im Quatsch Comedy Club:

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Vergessene Kriegsopfer

Ein US-Veteran erzählt unter Tränen, wie er aus Versehen, falsche Koordinaten übermittelt hatte und so ein afghanisches Dorf von der US-Armee zusammengeschossen wurde. Diese Ereignisse werden in den bürgerlichen Medien gerne ignoriert und verharmlosen somit auch den Einsatz der Bundeswehr  in Afghanistan. Ein sehr bewegendes Video.

Heiße Luft aus dem Saarland

»Banken, die sich im Markt schlecht verhalten haben, müssen dafür gerade stehen«

- der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) am 13. Oktober

Anmerkung: Aha. Soso. Herr Müller. Das ist aber mal ein Wort. Wie genau stellen Sie sich das denn vor, hmm? Darf ich raten, wer in den nächsten Jahren und Jahrzehnten das »Rettungspaket« von sage und schreibe 500 Mrd. Euro (!!!) abbezahlen darf? Die Banken? Die Ministerpräsidenten? Herr Ackermann? Oder vielleicht doch die 72.000 deutschen Millionäre? Alternativ können wir natürlich auch die sozialen Leistungen,  die Bildungsausgaben und die Entwicklungshilfe in Zukunft weiter kürzen oder gleich ganz weglassen. Was gefällt Ihnen besser, Herr Müller?

Ein blindes Rudeltier

Während der internationale Kapitalimus vor einer weltweiten Krise steht und sich die Ideologie des Neoliberalismus zwar hartnäckig hält, aber hoffentlich auch bei einigen Gläubigen langsam ins Wanken gerät, kommt ein Friedrich Merz daher! Am Montag dem 13. Oktober 2008 hielt er in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalens in Berlin eine Rede. Der Anlass? Er stellte sein neues Buch vor: »Mehr Kapitalismus wagen — Wege zu einer gerechten Gesellschaft«. Auf Friedrich Merz ist eben immer Verlass!

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Elite, Bewusstsein und Elitebewusstsein

Vor gut einem Jahr sprach sich Bundespräsident Horst Köhler dafür aus, dass wir mehr »Elite« in Deutschland brauchen würden. Wozu ein Elitebewusstsein führen kann, zeigt die Analyse einer ehemaligen Elitetruppe Deutschlands: die Schutzstaffel (SS) — der NSDAP. Im folgenden typische Verhaltensmuster der ehemaligen Schutzstaffel und zum Problem der »Elite«. Weiterlesen

Der Kopf ist Eisen

Nachdenken
Ich brüte lange
aber das Ei ist Eis
Ich brüte lange
aber das Ei ist Eisen

Ich brüte lange
und kann es nicht verstehen
und was ich weiß
das kann ich nicht beweisen

Der Kopf ist ein taubes Ei
und das Herz ist ein Stein
und das Blut ist Eis
und die Hände sind Eisen.

- Erich Fried

mehr von Erich Fried gibt es hier

Angela menschelt

»Wir wollen menschliche soziale Marktwirtschaft«

- Bundeskanzlerin Angela Merkel am 7.10. im Bundestag

Anmerkung: Was an dem Konstrukt der (neuen) sozialen Marktwirtschaft unter Gerhard Schröder und nun unter Bundeskanzlerin Angela Merkel »sozial« war und ist, wissen wohl nur Eingeweihte. Ein Großteil der Bevölkerung weiß es nicht, aber die leiden sicher alle nur an einem »Vermittlungsproblem«. Da wohl langsam auch der letzte BILD-Leser dahinter kommt, dass an dieser Marktwirtschaft rein gar nichts sozial ist, muss der Slogan eben noch positiver aufgeladen werden: die »menschliche soziale Marktwirtschaft«. Sollte diese Phrase bei den Menschen genauso wenig ankommen, wie der Aufschwung, schlage ich vor, in Zukunft einfach von »gute altruistische moderne liebe menschliche soziale Marktwirtschaft« zu sprechen. Vielleicht wird das ja vom gemeinen Mob verstanden werden.

Neusprech: die (freie) Marktwirtschaft

»Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden«

- John Maynard Keynes, britischer Ökonom der den Keynesianismus begründete

Gemäß Walter Benjamins These, nach welcher der Kapitalismus als eine Religion fungiert, ist der Markt der Gott aller (Neo-)liberalen. Diese Vergöttlichung des Marktes erlaubt es, ihm allerlei Kräfte und Wunder zuzuschreiben.

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