- Warum sind Männer eher selten liebevoll zueinander?
- Weil »liebevoll sein« in der gesellschaftlichen Norm als typisch weiblich angesehen wird. Wenn Männer lieb zueinander sind, wird es als höchst weiblich ausgelegt. Die große Angst vieler Männer, damit als schwul zu gelten liegt dem Zugrunde. Männer sollen, trotz Emanzipation und Feminismus, die »harten«, die vermeintlich »männlichen« sein, die zwar auch mal Gefühle zeigen sollen, aber im Grunde so was wie aufbauende und anerkennende Komplimente nicht nötig haben. Schließlich sind sie das vermeintlich »starke Geschlecht«.
- Umarmst Du keine männlichen Freunde zur Begrüßung oder beim Abschied?
- Eher selten.
- Und macht ihr keine Komplimente untereinander?
- Doch. Aber es gibt einen Unterschied in der Betonung, der Sprache und der Wortwahl, ob ich Männern oder Frauen Komplimente mache. Es gibt aber auch dass generelle Problem, dass Männer weniger Komplimente von beiden Geschlechtern bekommen als Frauen. Jedenfalls fällt mir persönlich das so auf. Und das finde ich traurig, denn jeder Mensch braucht das Gefühl der Anerkennung.
- Aber Du hast ja selbst gesagt, dass »liebevolles Verhalten« unter Männern häufig gleich als schwul ausgelegt wird, seid ihr dann nicht auch selbst für die wenigen Komplimente verantwortlich?
- Unter Männern gesehen ja. Da hast Du recht. Aber auch Frauen geben Männern seltener Komplimente als gegenüber anderen Frauen, behaupte ich mal.
- Gibt es vielleicht auch einen schmalen Grad zwischen »lieb sein« und »freundlich sein« und vielen Männern fällt es untereinander gar nicht so auf, wenn sie von anderen Männern Komplimente bekommen?
- Ich glaube, es gibt einfach einen Unterschied in der Kommunikation und der Wortwahl. Männer sind gegenüber Frauen eher geneigt, Komplimente übers Aussehen zu machen als gegenüber anderen Männern. Womöglich ist es aber auch gesellschaftliche Norm und es wird davon ausgegangen, dass das »starke Geschlecht« eben weniger Komplimente braucht, als das »schwache Geschlecht«.