- Ich bin ja der Meinung, dass Frauen an einem »Schneewittchen Syndrom« leiden. Dass also jede Frau, das Bedürfnis hat, die schönste Frau der Welt zu sein. Da natürlich nicht jede Frau ein Model sein kann, so möchte sie doch zumindest für ihren Partner die Schönste Frau der Welt, sprich »Schneewittchen« sein. Oder wie siehst Du das?
- Also ich finde es etwas übertrieben zu sagen, dass das Bedürfnis einer Frau für ihren Partner attraktiv zu sein ein Syndrom, sprich psychische Krankheit sein soll. Sicherlich gibt es Frauen, die an einem Schönheitswahn leiden und sich Operationen unterziehen, weil sie mit ihrem Aussehen nicht klar kommen. Aber die meisten Frauen wollen einfach nur für sich selbst und ihren Partner schön aussehen, letztendlich freut er sich ja auch daran.
- Den Begriff »Schneewittchen Syndrom« verwende ich in diesem Fall nur als Metapher für das Bedürfnis, das Verlangen oder auch den Wunsch äußerlich schön zu sein. Und das für sich, ihren Partner und ihre Umwelt. Inwieweit dieses Bedürfnis wirklich aus ihr selbst kommt, es anerzogen oder von der Gesellschaft konditioniert wurde – ist eine andere Frage. Ich behaupte, dass viele Frauen sich heutzutage fast nur noch über ihr Äußeres definieren und demnach immer mehr zu oberflächlichem Verhalten tendieren.
- Ja, aber es hört sich an als ob es etwas schlechtes wäre, schön bzw. attraktiv sein zu wollen. Jedenfalls ist es sehr gewagt zu sagen, das sich Frauen mittlerweile fast nur noch über ihr Äußeres definieren. Erstens reicht es heutzutage für eine Frau nun mal nicht mehr »nur« gut auszusehen, wenn sie selbst etwas erreichen will. Das mag vielleicht zu Zeiten gegolten haben, wo Frauen eher Vorzeigedamen für ihre Ehemänner sein sollten. Zweitens reicht Attraktivität auch nicht aus um langfristige Beziehungen jeglicher Art zu führen, dafür ist Charakter und Individualität erforderlich. Und es sind doch gerade die Frauen, die versuchen andere zu verstehen, Beziehungen zu Menschen suchen bzw. sozial sind. Also müsstest du mir das mit dem oberflächlich noch mal erklären.
- Oberflächlich in dem Sinne, dass viele Frauen, sich nur noch um ihr Aussehen »kümmern«. Ihr Selbstwertgefühl entsteht zunehmend nur noch durch ihr eigenes vermeintlich gutes Aussehen und die entsprechende Bestätigung von anderen Menschen darüber.
Den Drang mit allen Mitteln unbedingt schön sein zu müssen, wenn nötig auch über gesundheitsgefährdende Schönheitsoperationen und Hunger Diäten, verdeutlicht das. Und nur weil Frauen vermeintlich »sozialer« und »beziehungsfreundlicher« sind als Männer (was nicht heißen soll, dass ich das auch so sehe), heißt das nicht, dass viele Beziehungen, gerade von oberflächlichen Frauen, nicht auch oberflächlich sein können und ggf. auch sind.
- Ich stimme dir schon zu, das es in einer Welt wo laut Medien und Mode »mager=schön« ist und generell viel wert auf Optik im allgemeinen gelegt wird, natürlich der Einzelne (also auch Männer) vieles über das Äußere definieren. Weil es ja auch das Äußere ist womit man zuerst Kontakt hat und sich in den ersten paar Sekunden eine Meinung bildet. Das passiert beim Schließen von Beziehungen oder beim Einkaufen und war früher auch nicht anders. Und sind es nicht gerade die Männer die sich ihre Frauen nach dem Äußeren aussuchen? Dieses Diktat der Äußerlichkeit wird von der Gesellschaft auferlegt und bei Frauen durch diverse kommerzielle Artikel verstärkt. Das Menschen aber allgemein auch mehr zu Oberflächlichkeit tendieren liegt meines Erachtens aber auch an der häufigeren Kurzlebigkeit von Beziehungen, so wie alles im Leben (Job, Wohnort etc) immer mehr von kürzerer Dauer ist.
- Sicherlich tragen Gesellschaft, Zeitgeist und Medien dazu bei, Oberflächlichkeit und den Schönheitsdrang von Frauen zu forcieren. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Frauen an einem »Schneewittchen Syndrom« leiden. Und dafür sind nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Frauen selbst verantwortlich. Schließlich ist es jedem/jeder selbst überlassen, sich dem Zeitgeist zu ergeben oder eben nicht. Es ist kein Geheimnis, dass viele Frauen in einer größeren Menschenansammlung, wie dem Bus, einem Cafe oder auf einer Party, zunächst die anderen Frauen und nicht die anwesenden Männer ein – bzw. abschätzen, ob sie äußerlich womöglich konkurrieren können. Zudem behaupte ich klischeegetreu, haben schon sehr viele Frauen den Wunsch gehabt einmal Model oder Schauspielerin zu sein.
- Naja, das Phänomen welches du beschrieben hast rührt meiner Meinung nach auch von der Urzeit her, wo eine andere/konkurrierende Frau auf jeden Fall eine arge Gefahr darstellte. Demnach kann man auch von einem fast natürlichen Trieb der Frau sprechen »schön« bzw. attraktiv zu sein, weil es früher halt überlebensnotwendig war. Das ist vielleicht heut nicht mehr so gravierend notwendig, aber wirkt sich immer noch aus. Was den Wunsch ein Model/Schauspielerin zu sein angeht, würde ich sagen das es nun mal das natürliche Streben nach einem (hier äußerlichen) Ideal ist, was antreibt und ich sehe nichts unnatürliches darin. Nur die Ausmaße bzw. Mittel dieses Ideal zu erreichen sind unnatürlich. Allerdings kann es schon sein, das Frauen in mehr Bereichen Äußerlichkeit wichtig ist, als Männern und sie das auch auf sich selbst zurückwerfen.