TV - News

Es ist 20:00 Uhr. Wer jetzt den Fernseher einschaltet wird auf vielen Kanälen die allabendlichen TV-Nachrichten zu sehen bekommen. Ob es die RTL 2 Nachrichten, die Sat 1 News oder sogar die so hochgelobte »Tagesschau« ist - sie alle gleichen mehr einer Unterhaltungssendung, denn einer ernsthaften Nachrichtensendung. Und warum ist das so? Nun, da die gesamte Struktur der allabendlichen TV-Nachrichten, darauf abzielt, eine größtmögliche Anzahl an Zuschauern zu erreichen, kann sie gar nicht den Anspruch haben, ernsthaft zu informieren. Sie muss den kleinsten gemeinsamen Nenner der Zuschauer bedienen, um eine möglichst hohe Einschaltquote zu erreichen. Und dies gilt für die Öffentlich - rechtlichen, sowie für die Privaten deutschen TV-Sender:

• Die Nachrichten-Sprecher müssen ein sympathisches Äußeres haben. Ob sie selbst nun gute Journalisten sind oder nicht, ist dabei völlig unerheblich. Die Glaubwürdigkeit der Berichte, wird durch ein angenehmes Äußeres erzeugt.
• Jede Nachrichten-Sendung hat eine eigene Erkennungsmelodie. Dadurch wird der Unterhaltungswert maximiert, da es den Nachrichten einen Rahmen gibt. Ähnlich wie in einer TV-Serie. Stellen Sie sich vor, wie verstörend es auf den Zuschauer wirken würde, wenn diese Erkennungsmelodie auf einmal wegfällt?
• Komplexität muss vermieden werden. Jedes Thema muss in 45 Sekunden oder weniger abgehandelt werden. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass die Berichte sehr oberflächlich und fragmentarisch sind. Eine tiefere Bedeutung können und sollen sie für den Zuschauer auch gar nicht haben, da sie anschließend mit dem nächsten Bericht bombardiert werden und sich nun völlig ihm hingeben sollen.
• Der visuelle Hunger des Zuschauers muss stimuliert werden. Mit angenehmen, spannenden, erotischen oder verstörenden Bildern. In vielen Berichten ist es daher viel wichtiger, gute und entsprechende Bilder zu liefern, als komplexes Hintergrundwissen zu erläutern. Denn, dass weiß jeder Filmregisseur, Bilder rechtfertigen sich selbst.
• Die selektive Auswahl der Themen. Welche Berichte letztendlich auf Sendung gehen wird nach redaktionsinternen Kriterien ausgewählt. Und ich unterstelle den Sendern, dass sich diese Kriterien nicht in erster Linie danach richten, dass der Zuschauer gut und seriös informiert werden soll. Sondern, dass sich diese Kriterien eher um eigene Lobby-Interessen, um Werbung für den eigenen Sender und nicht zuletzt an einer höheren Einschaltquote orientieren. Somit hat sich der objektive Journalismus erledigt.

Wer wirklich gut informiert werden möchte, sollte sich an gute Tageszeitungen halten. Und mit guten Tageszeitungen meine ich die, die nicht das Muster der TV-News (Bilder haben das letzte Wort) nachmachen, sondern ausführlich, sprachgewandt und kritisch berichten.
Zwar entspricht die Auswahl der Themen und das ökonomische Bedürfnis eine möglichst hohe Verkaufszahl zu erreichen, demselben Muster wie bei den TV-Nachrichten, dennoch gibt es qualitative Unterschiede. Zum einen werden die Themen weitaus ausführlicher beschrieben, als es in TV-Nachrichten je der Fall sein wird. Zum anderen hat der Leser, eine höhere Auswahl an Themen, d.h. er kann sich »aussuchen«, was er lesen möchte und was nicht. Natürlich ist das auch darauf beschränkt, welche Berichte die jeweilige Zeitung denn nun abdruckt und welche nicht. Eine minimale Auswahl ist dennoch vorhanden. Bei den TV-Nachrichten ist die einzige Auswahl die man hat, den Sender zu wechseln. Zudem ermöglichen gute Tageszeitungen einen kritischeren Umgang mit dem Weltgeschehen. Denn in den TV-Nachrichten beschreiben in erster Linie die Bilder das Weltgeschehen (Emotionalisierung), bei den Tageszeitungen ist es das gedruckte Wort (rationaler Umgang).

Daraus ergibt sich, dass TV-Nachrichten oft nichts weiter sind, als eine triviale Zerstreuung vom Alltag, eingebettet in unterhaltsamen Berichten.

by epikur