Schreibwerkstatt

Endlich Zuhause!

Noch eine letzte Treppenstufe, dann stehe ich vor meiner Wohnungstür. Ich komme gerade, von wer weiß woher, bin etwas erschöpft und froh endlich gleich daheim zu sein. Zuhause. In den eigenen vier Wänden. Sich aufladen, ausruhen und der inneren Ruhe etwas Freiraum geben. Ein Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit durchfluten mich ein wenig, während ich in meine rechte Hosentasche greife, um meine Wohnungsschlüssel hervorzuholen. Jene Schlüssel, welche als Werkzeug für die eigene kleine Freiheit stehen. Denn obwohl mir in meiner eigenen kleinen Wohnung die Grenzen durch die Größe aufgezeigt werden, fühle ich mich nicht darin gefangen, sondern sogar freier als auf einem großen Sportplatz. Es ist mein eigenes kleines Reich.
Ein kleinlautes Klimpern ertönt, während ich von meinem Schlüsselbund, den richtigen hervorsuche, ihn zwischen Daumen und Zeigefinger halte, dem Schlüsselloch nähere und ihn hineinstecke.

Sexuelle Assoziationen seien bei dieser Formulierung durchaus erlaubt. Ich habe jedoch andere dabei. Als ich nämlich früher noch bei meiner Mutter gewohnt habe, war das Gefühl der Geborgenheit umso stärker, wenn die Wohnungstür nicht abgeschlossen war. Denn dann wartete meine Mutter auf mich und es gab leckeres Mittagessen. Das war deshalb etwas besonderes, da es nur ungefähr dreimal in der Woche passiert ist.
Ich drehe den Schlüssel also zweimal nach links, stoße die Tür auf und ziehe ihn danach wieder ab. Ich reibe meine Schuhe ein wenig an der Fußmatte, welche direkt vor meiner Wohnungstür liegt, um nicht soviel Dreck in meine Wohnung zu schleppen. Nun überschreite ich die Grenze, schließe die Tür wieder hinter mir, stecke den Schlüssel von innen ins Schlüsselloch und drehe ihn wieder zweimal nach links. Es ist jetzt von innen abgeschlossen. Ein Zeichen für "Bitte nicht stören". Ich bin Zuhause.


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