Schreibwerkstatt

Unzertrennlich

Immer ich! Immer spielst du mit mir, wenn du nervös bist oder nachdenken musst. Du berührst mich, nimmst mich zwischen deine Finger, wärmst mich und lässt mich gleichzeitig zappeln wie du es auch mit Menschen gern tust. Ich kenne dich, denn ich begleite dich schon so lange und bin immer bei dir. Ich höre was du sagst, wenn du jemand ein Geheimnis anvertraust und spüre durch deine Finger, wenn du manchmal einfach nur vor allem und jedem wegrennen möchtest. Ich bin bei dir, wenn du raus in die manchmal ungeliebte Welt gehst und wenn du vom Regen durchnässt dich nur noch nach einer warmen Decke und Umarmung sehnst. Du stehst auf eigenen Beinen, bist stark und gehst deinen Weg – dafür bin ich Symbol und Mittel. Aber manchmal möchtest du auch nur Geborgenheit, Liebe und ein Gefühl von Sicherheit – genau das gebe ich dir, doch merkst du es nicht. Überhaupt bin ich für dich allenfalls nur ein Werkzeug, klein und unwichtig. Das macht mir nichts aus, denn schließlich weiß ich, dass eigentlich ich dich in der Hand habe und nicht umgekehrt. Niemand merkt es, du auch nicht, aber ICH WEIß es. Denn du kannst mich nicht los werden, ich dich schon. Schade, das du vergessen hast wie das Gefühl war, als ich mal nicht da war. Da habe ich selbst aus der Ferne gespürt wie du dich gefühlt hast. Erst suchtest du verzweifelt nach mir, vielleicht hab ich mich wieder irgendwo versteckt wie ich es gern manchmal tu. Doch dann die Erkenntnis, das ich nicht da war. Entsetzen in deinen Augen und deine Hände verkrampften sich.

Du fühltest dich allein gelassen, schutzlos und irgendwie auch verraten von mir. Es grenzte fast an Panik in deinem Geist, denn wohin solltest du ohne mich gehen? Wenn du wüsstest wie viel andere Menschen sich das in deiner Situation fragen, jeden Tag. Vielleicht würdest du dann verstehen wie wichtig ich für dich bin. Aber nein, du dachtest wie immer nur an dich und dein Mund öffnete sich leicht um die Frage auszusprechen, welche sich durch deinen Kopf wand: Wo ist er? Damals hast du dich erinnert und als du mich endlich wieder in deinen Händen hieltst, diese Erleichterung und das Verschwinden der Panik, wie schön das war. Ja, leider merkst du immer erst hinterher was du an mir hast, wenn ich mal verschwunden bin. Und dann schaust du eine Zeit lang öfters nach mir, doch irgendwann bin ich wieder in die Selbstverständlichkeit abgetaucht und du spielst wieder nur mal ab und an mit mir. Manchmal möchte ich dir dafür wehtun und mich in deine hübschen Hände bohren oder aber einfach für immer verschwinden und dich wirklich allein lassen mit deiner Angst. Doch dann frage ich mich, was du nie tust, was bin ICH OHNE DICH? Kalt und zu nichts Nutze, allenfalls zum Einschmelzen geeignet. Mir würde die Liebe fehlen die du manchmal fühlst wenn du mich berührst, auch wenn sie nicht mir gilt. Mir würden deine Gedanken fehlen die du hast, wenn du mit mir spielst. Erst in deinen Händen werde ich zu dem was ich bin und auch für immer sein werde – der Schlüssel zu deinem Leben.


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