Schreibwerkstatt

Das Fenster zur Welt

Hey, was schaust du aus dem Fenster? Da gibt es doch immer nur das gleiche zu sehen. Schau mich an! Nur ich kann dir die Welt zeigen. Ich zeige dir Dinge von denen du nicht einmal wusstest, dass es sie gibt. Jeden Fleck auf der Welt, jede Straße, jeden Menschen. Jeden Gegenstand, jedes Tier. Den Mikro- oder Makrokosmos, einen Einzeller oder einen Planeten deines Sonnensystems. Oder willst du Welten sehen, die es gar nicht gibt? Auch das beherrsche ich, wenn du mich lässt. Magst du dir die Vergangenheit anschauen? Die Gegenwart? Die Zukunft? Das alles kannst du in mir sehen und du brauchst dich nicht einmal zu bewegen. Das ganze Sein in 16,7 Millionen Farben. Oder willst du es lieber in Schwarz/Weiß? Das kann dir die Außenwelt nicht bieten.
Also bleib bei mir und schau mich an, schau mich lange an, schau mich tief an. Ich liebe es, wie du mich mit deinen großen Augen anguckst.

Manchmal kneifst du sie auch zusammen, weil du glaubst, dass du dann besser sehen kannst. Aber das ist natürlich Unsinn. Ich kann deinen Blick förmlich auf mir spüren, wie er über mich hinübergleitet, jeden Punkt, jeden Winkel erforscht. NEIN, warum stehst du auf? Bleib hier, es gibt nichts was ich dir nicht zeigen kann.... Außer vielleicht, wie sehr ich dich brauche, wie sehr ich deine Aufmerksamkeit brauche.

Jetzt bist du schon fast Zwanzig Minuten weg. Zwanzig Minuten in denen ich versucht habe dich wieder einzufangen, indem ich den Raum alleine erleuchtete. Aber du bist nicht zurückgekommen, wo magst du sein? Ich weiß es nicht. Gleich gehe ich aus und zeige nichts mehr. Nur noch Schwärze und Dunkelheit. Der Energiesparmodus... klick...klack...


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