Die Sexualität der Bettwanzen

(oder was wir über Sex noch lernen können...)


Von allen Formen der Sexualität im Tierreich ist die der Bettwanzen (Cimex lectularius) die erstaunlichste. Keine menschliche Phantasie reicht in die Nähe derartiger Perversion.


Erste Besonderheit:
Der Priapismus. Die Bettwanze hört keinen Augenblick lang auf sich zu paaren. Einige Exemplare haben bis zu zweihundertmal am Tag Verkehr.

Zweite Besonderheit:
Die Homosexualität und die Zoophilie. Den Bettwanzen fällt es schwer , ihre Artgenossen zu erkennen. Und noch schwerer fällt es ihnen, unter diesen Artgenossen die Männchen von den Weibchen zu unterscheiden. 50% ihres Verkehrs sind gleichgeschlechtlich, 20% finden mit artfremdem Tieren statt, nur 30% werden mit Weibchen vollzogen.

Dritte Besonderheit:
Der Bohrerpenis. Die Bettwanzen sind mit einem langen Geschlechtsteil mit spitzem Horn ausgestattet. Mittels dieses einer Spritze vergleichbaren Werkzeugs durchbohren die Männchen die Panzer und spritzen ihren Samen irgendwohin, in den Kopf, den Bauch, die Beine, den Rücken und selbst das Herz ihrer Dame!

Vierte Besonderheit:
Die schwangere Jungfrau. Von außen betrachtet wirkt ihre Vagina unversehrt, und dennoch hat sie einen Penisstoß in den Rücken empfangen. Es stellt sich die Frage, wie die männlichen Spermatozoiden im Blut überleben können? Tatsächlich werden die meisten von ihnen durch das Immunsystem zerstört wie gewöhnliche fremde Mikroben. Um die Wahrscheinlichkeit zu vergrößern, dass etwa hundert dieser männlichen Gameten ihr Ziel erreichen, ist die Menge des freigesetzten Spermas sagenhaft. Wenn man die männlichen Wanzen zum Vergleich auf menschliche Größe hochrechnet, würden sie bei jeder Ejakulation dreißig Liter Sperma abgeben. Von dieser Menge überlebt eine ganz kleine Anzahl. In den Winkeln der Arterien versteckt, in den Adern eingegraben, warten sie, bis ihre Zeit gekommen ist. Sie überwintern sogar in dem Weibchen. Im Frühling versammeln sich alle Spermatozoiden aus dem Kopf, den Beinen, und dem Bauch um die Eierstöcke herum, durchdringen sie und nisten sich dort ein. Der Kreislauf setzt sich problemlos fort.

Fünfte Besonderheit:
Die Weibchen mit vielen Geschlechtsteilen. Da sie sich von den rabiaten Männchen am ganzen Körper durchbohren lassen, sind die Wanzenweibchen von narben bedeckt, die braune Schlitze mit einem hellen Rand bilden. Wie Zielscheiben! Man kann dadurch genau feststellen, wie viele Paarungen das Weibchen vollzogen hat. Die Natur hat diese Unanständigkeit durch sonderbare Adaptionen befördert. Generationen um Generationen haben sich zahllose Mutationen ergeben. Die weiblichen Wanzen werden mittlerweile bereits mit braunen, von einem hellen Schein umgebenen Flecken auf dem Rücken geboren. Jeder Fleck entspricht einem Hilfsgeschlechtsteil, das unmittelbar mit dem Hauptgeschlechtsteil verbunden ist. Diese können als voll funktionsfähige Sekundärvaginen im Rücken betrachtet werden.

Sechste Besonderheit:
Die Selbsthörnung. Was geschieht, wenn ein Männchen von einem anderen Männchen durchbohrt wird? Das Sperma überlebt und wandert seiner Gewohnheit gemäß in die Gegend der Eierstöcke. Da es keine findet, wird es durch die Gefäße seines Wirts geschwemmt und vermischt sich mit dessen eigenen Spermatozoiden. Ergebnis: Wenn das passive Männchen seinerseits ein Weibchen durchbohrt, spritzt es ihr seine eigenen Spermatozoiden, aber auch die des Männchens mit dem es gleichgeschlechtlichen Verkehr gehabt hat.

Siebte Besonderheit:
Das Kanonengeschlechtsteil, das auf Entfernung schießt. Bestimmte tropische Wanzenarten, die Blumenwanzen, sind damit ausgestattet. Der Spermakanal bildet eine große, dicke, schneckenförmige Röhre, in der die Samenflüssigkeit zusammengepresst wird. Das Sperma wird dann mit hoher Geschwindigkeit durch spezielle Muskeln aus dem Körper geschleudert. So zielt ein Männchen, wenn es in ein paar Zentimetern Entfernung ein Weibchen wahrnimmt, mit seinem Penis auf die Vaginalzielscheiben am Rücken des Weibchens. Der Strahl hat eine solche Wucht, dass das Sperma den Panzer zu durchdringen vermag, der an diesen Stellen dünner ist.

Wieder einmal ein Beweis dafür, dass wir noch viel von der Natur lernen können. Denn auch wenn wir uns die Erde untertan gemacht haben, in den Weltraum fliegen und unsern Intellekt in völliger Selbstüberschätzung loben; gegenüber den Bettwanzen sind wir nun wirklich die absoluten Loser im Bett!

by epikur


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