Schaffst du die Arbeit nicht allein,
und stellst gerne einen ein,
wer geht dir hilfreich dann zu Hand?
Das ist der Praktikant.

Die Arbeit macht er schnell und willig,
er kostet nichts, das ist doch billig.
Deshalb ist er im ganzen Land
so sehr beliebt, der Praktikant.

Er glaubt dabei, er kriegt den Job.
Ich lächle nur, und tu als ob.
Schreib ihm ein Zeugnis sehr galant,
mehr braucht er nicht, der Praktikant.

Die Arbeit macht er wirklich gut:
Erst gestern, als ich noch geruht,
hat den Auftrag ganz rasant
erledigt schon der Praktikant

So nebenher putzt er das Klo,
hält Ordnung hier in dem Büro,
spricht fremde Sprachen, allerhand!
Das alles kann der Praktikant.

Er sieht ein bißchen mager aus
Und blass, geht er nie aus dem Haus?
Ja, etwas wäre interessant:
Wovon lebt so ein Praktikant?

Lebt er vom Kellnern in der Bar?
Trägt Zeitung er aus sogar?
Oder die Freundin ist kulant
Und hält ihn aus, den Praktikant.

Wir hatten's damals auch nicht leicht.
Der Chef hat uns ganz schön gescheucht.
In unserm Wirschaftswunderland
gab's ihn noch nicht, den Praktikant.

Gewerkschaft, nach Tarif der Lohn
So etwas gab es damals schon.
Im Wirtschaftsboom wurde genannt,
Arbeitnehmer, der Praktikant.

Heut ist die Lage ziemlich schwer.
Wo krieg' ich meine Kohle her?
Der Auftragsmarkt ist angespannt
So kam er auf, der Praktikant.

Der Mercedes ist nur geleast,
der Fitnessraum noch nicht gefliest.
Das Geld verinnt wie trockner Sand!
Es bleibt nichts mehr für'n Praktikant.

Und schließlich lernt er bei mir viel,
kommt später dafür groß ins Spiel!
Lobt, dass er nur die Arbeit fand,
weil er bei mir war Praktikant.

Wird schließlich er mich dann verlassen,
so werde ich ihn gar nicht hassen.
Vor der Tür bereits der nächste stand:
»Hereinspaziert, Herr Praktikant!«

Und die Moral von der Geschicht?
Die haben Unternehmer nicht.
Sie haben Macht, so lange schon,
dir zu verwehren deinen Lohn.
Der Aufschwung hier in diesem Land
kam auch durch dich, durch deine Hand:
Drum wehre dich und halt dem Stand,
ford're dein Recht als Praktikant.