Warum geraten viele Leute beim Gedanken an über 10 Jahre alte, technisch unterentwickltete Spiele ins Schwärmen, während heutige, mit teilweise mehrstelligem Millionendollaretat, produzierte High-End Spiele nach einer Woche in der Ecke landen und nie wieder auch nur eines Blickes gewürdigt werden? Gibt es dafür tatsächlich eine objektiv begründbare Ursache in der Qualität der Spiele?

Ich denke diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten, zumal die Frage, ob einem ein Spiel mehr oder weniger anspricht auch stark von persönlichen Preferenzen abhängig ist. Wenn ich Freunde frage welches Ihre All-Time Favorites sind und diese mit meinen vergleiche gibt es doch einige Abweichungen. Auch habe ich Spiele die für mich in ihrem Genre den Standard bis heute mitdefinieren, die aber ansonsten von der Öffentlichkeit nicht besonders gewürdigt worden. Viele Spiele sind also eher persönliche Klassiker, ob dies nun eher an der tatsächlichen Qualität oder mangelndender PR-Unterstützung liegt sei dahingestellt und ist wahrscheinlich auch von Fall zu Fall unterschiedlich. Es gibt aber auch Spiele, die von einem Grossteil der Leute als Klassiker bezeichnet würden. Oft haben sie neue technische, aber vor allem spielerische Standards gesetzt.

Warum also haben viele Leute das Gefühl, dass Spiele damals "besser" waren? Hängt es nur damit zusammen das für viele Leute die ersten Spiele einen stärkeren Eindruck hinterlassen? Sicherlich ist dies auch ein Grund, aber damit lässt sich nicht das gesamte Phänomen erklären. Ich denke, der Markt ist irgendwann Anfang bis Mitte der Neunziger seinen Kinderschuhen entwachsen und hat damit vieles davon verloren was die Kindheit ausmacht. Der Computerspielemarkt ist endgültig ein grosser massenorientierter Markt, in dem viel Geld steckt. Es gibt heute nur noch wenige, kleine und unabhängige Spieleentwickler, bei annähernd jedem Spiel ist auf die eine oder andere Art ein Major der Branche involviert. Die Geldmittel die heute für die Produktion eines kommerziell konkurrenzfähigen Spieles (inkl. PR) benötigt werden sind so hoch, dass kleine Firmen dies meist nicht unabhängig bewerkstelligen können. Dies führt zu ähnlichen Problemen wie beim kommerziellen US-Film, die Grossen achten bei Projekten in die sie investieren darauf, das finanzielle Risiko möglichst klein zu halten. Dies führt natürlich dazu, das Bewährtes den Vorrang vor Innovativem bekommt.

Ich habe deshalb das Gefühl, das zwar heutzutage weniger wirklich schlechte Spiele produziert werden, aber auch kaum noch wirklich Neues. Innovationen sind nur noch selten zu finden und wenn werden sie meistens deutlich zu wenig honoriert (vielleicht weil viele innovative Spiele eine zu kleine Zielgruppe haben und damit der PR-Rummel auch kleiner ausfällt). Als Beispeil würde ich Electronic Arts heranführen, ein Riese im Spielemarkt und das nicht zu Unrecht. EA hat immer gute Spiele produziert und tut dies auch heute noch, aber Innovatives sehe ich weniger und wenn dann eher von angeschlossenen Spieleentwicklern nicht von EA selbst. Mit seinen unzähligen Sportreihen, dicken Lizenzen dazu und einem Updatezyklus von maximal einem Jahr hat EA geradezu einen Standard für Non-Innovation geschaffen. Jedes Jahr werden alle Spiele auf den technisch neuesten Stand gebracht und kleine spielerische (meist die Steuerung betreffend) Verfeinerungen implementiert, das verkauft sich immer sicher aber ist mehr oder minder wenig innovativ (zugegeben bei Sportspielen realer Sportarten ist es auch nicht so leicht Innovationen einzubringen).

Ich denke der Markt war etwa bis zur Mitte der 90er Jahre deutlich innovativer. Man kann dies zwar als normalen evolutionären Prozess bezeichnen, für bedauerlich halte ich es trotzdem. Deshalb habe ich mich entschieden eine kleine, persönliche Hall Of Fame meiner All-Time Favorites zu erstellen, mit Spielen die mich wirklich an den Rechner fesselten und oft noch heute für eine Menge Spass gut sind. Ich werde diese chronologisch sortieren. Mit Hauptaugenmerk ab 1989 da ich dort meinen ersten Rechner, einen Atari 1040ST bekam.