1989, ein kleiner Junge kommt mit träumerischem Blick aus dem "Zoo Palast" in Berlin. Er hat gerade den wahrscheinlich perfekten Film für "kleine Jungs" gesehen. Aber um dem ganzen noch das I-Tüpfelchen zu verpassen, wird von Lucasfilm Games (heute: LucasArts) das ganze noch in Binärform nachgeliefert. Na ja welchen kleinen Junge ich meine könnt Ihr Euch sicher denken. Der Junge ist inzwischen etwas grösser (oder zumindestens älter), aber das Spiel nicht schlechter, die Rede ist natürlich von "Indiana Jones and the Last Crusade".

In einer Zeit in der das klassische Click & Point Adventure noch eines der dominierenden Genres auf dem Markt war, kam "Indiana Jones and the Last Crusade". Es zählt zu den Scummsystem Adventures von LucasArts, zu denen Titel wie "Maniac Mansion" über "Secret of Monkey Island" bis hin zu "Day of the Tentacle" zählen. Eigentlich gibt es nicht viel zu den Games zu sagen, wer die Zeit miterlebt hat wird wissen wovon ich rede, wer nicht dem kann ich auch heute noch empfehlen sich die Spiele zu besorgen. Aber für die Minorität derer die vielleicht damals noch nicht gelebt oder gespielt haben, hier eine kurze Erläuterung was LucasArts Ende der Achtziger bis Mitte der Neunziger zu den Göttern des Adventuregenres gemacht hat.

In Scumm-Adventures gilt es Euren (oder Eure) Protagonisten per Cursor über einen gezeichneten 2D-Hintergrund zu steuern. Am unteren Bildschirmrand stehen diverse Verben und das Inventorysystem zur Verfügung. Mit den Verben ist es nun Eure Aufgabe in Verbindung mit den Items in eurem Inventory, sowie auf dem Hintergrund markierten Hotspots (oder auch Personen) einen sinnvolle Phrase zusammenzusetzen die Eure nächste Aktion beschreibt und bei Möglichkeit natürlich zu gewünschtem Erfolg führt (in den Frühzeiten war es teilweise auch noch ganz einfach mit einer weniger sinnvollen Aktion, Euren Protagonisten schnell mal in Jenseits zu befördern und damit das Spiel frühzeitig zu beenden). Dieses System bietet dem Spieler enorme Freiheit und benötigt Aufgrund der annähernd unbegrenzten Kombinationsmöglichkeiten (auch wenn viele Kombinationen vom Programm natürlich mit einer Standardphrase abgeschmettert werden), daß der Spieler tatsächlich logische Aktionen aus eigener kognitiver Leistung heraus erkennt. Dies führt zu extrem interessanten Rätseln, und starker Motivation bei Erfolg. Das alleine wäre schon ausreichend für ein gutes Spiel, doch zu dem genialen Spielsystem kommen auch noch geniale Dialoge und Plots auf professionellem Filmniveau (okay, im Falle von Indy 3 war es sowieso eine Filmadaption). Ich erinnere mich daher gerne an "Day of Tentacle", in dem man drei Jugendliche spielt die am gleichen Ort aber nicht in der gleichen Zeit agieren (Vergangenheit - Zukunft - Gegenwart), dadurch entstehen Rätsel in denen man z.B. eine Flasche Wein in der Gegenwart deponieren muss damit der Charakter in der Zukunft eine Flasche Essig erhält. Nebenbei waren die Spiele voller (Insider-)Details, meistens Anspielungen (nicht nur verbaler sondern auch grafischer Art), meist auf andere LucasArts Spiele, z.B. rutscht diversen Protagonisten in LucasArts-Adventures (z.B. Guybrush Threepwood in "The Secret of Monkey Island") die Aussage, sie würden diese hervorragenden Lederjacken verkaufen, über die Lippen, ein Running-Gag der eigentlich eine klassischer Spruch von Indy ist.

Auch "Indiana Jones and the Last Crusade" ist ein ganz hervorragender Vertreter dieser Zunft, auch wenn es technisch heute niemanden mehr vom Hocker haut (damals war es allerdings durchaus auf der Höhe der Zeit, mit EGA-Grafik (320x200) und 4-bit Farbtiefe ;-) ), ist es gespickt mit gutem Humor einem guten Plot und knackigen Rätseln (es wurde auch noch ein VGA-Version veröffentlicht, das Richtige für Leute die auch heute noch Interesse haben dem Spiel eine Chance zu geben).

Titel:Indiana Jones and the Last CrusadeErscheinungsjahr:1989
Genre:(Grafik)AdventureNachfolger/Add-Ons:Indiana Jones and the Fate of Atlantis (1992)
Links: Test bei Kultpower.de
Indiana Jones and the Last Crusade Game Guide